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Justizvollzug Sachsen-Anhalt wirbt mit Kampagne um Anwärter

Sachsen-Anhalt sucht neue Bedienstete für die Gefängnisse. Und will etwas für deren Image tun.

12.01.2018, 07:16

Magdeburg (dpa) l Sachsen-Anhalt braucht mehr Beamte in den Gefängnissen und wirbt mit einer Kampagne um Nachwuchs. "In den nächsten vier Jahren wollen wir bis zu 45 Anwärter pro Jahr einstellen", sagte Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. Im Koalitionsvertrag war vereinbart worden, dass nicht nur die Altersabgänge ersetzt werden, sondern 100 Bedienstete hinzukommen sollen. Rund 1000 Justizvollzugsbedienstete gibt es im Land.

Zuletzt war Personal abgebaut worden, die Einstellungszahlen waren niedrig. 2017 starteten 26 Anwärter, wie Keding sagte. In den Jahren 2014 und 2015 waren es jeweils nur zehn gewesen. Mit Flyern, Plakaten, auf Messen und in sozialen Netzwerken solle nun um Nachwuchs für den Justizvollzug geworben werden. Offizieller Auftakt soll im Februar bei einer Berufsmesse in Halle sein.

Der Bund der Strafvollzugsbediensteten begrüßte die Initiative. Landeschef Mario Pinkert sagte: "Diese Ansätze sind sehr gut, die hätte ich mir früher gewünscht." In der Öffentlichkeit spielten die Nachwuchssorgen bei Lehrern und Polizisten eine große Rolle, der Justizvollzug bleibe in Hintergrund. Pinkert beklagte zudem das schlechte Image. Abwertend sei oft von Schließern und Wärtern die Rede.

"Wir wollen stärker ins Bewusstsein der Schüler und Berufsschüler hinein. Wir wollen sagen, das ist ein attraktives Arbeitsfeld, das ist ein attraktiver Beruf", sagte Keding. "Es ist ein sehr abwechslungsreicher Bereich mit sehr viel Verantwortung." Es müsse aber deutlich werden, dass nicht jeder geeignet ist für den Job. "Wir brauchen gestandene, in sich gefestigte Persönlichkeiten."

Keding betonte, es würden nicht unbedingt 45 Anwärter pro Jahr eingestellt, es komme auf die Qualität an. "Dafür ist der Job viel zu verantwortungsvoll." Gewerkschaftschef Pinkert sieht das genauso. Die Anforderungen stiegen eher noch im täglichen Umgang mit den Gefangenen. Die Mitarbeiter hätten es mit psychologischen und medizinischen Problemen zu tun, mit Drogenproblemen und Fragen der Ausbildung der Gefangenen. Der Job sei sehr vielseitig.

Im vergangenen Jahr waren laut Ministerium 213 Bewerbungen eingegangen, die die formellen Voraussetzungen erfüllten. Genommen wurden schließlich 26 Bewerber. "Wir hätten gern mehr eingestellt", betonte Keding. Das Auswahlverfahren beinhalte ein Rollenspiel, einen schriftlichen Eignungstest, einen Sporttest und ein persönliches Gespräch.

"Wir haben jahrelang Personal abgebaut. Das war auch richtig." Der Personalabbau sei vollzogen worden, indem für ausscheidende Mitarbeiter keine neuen eingestellt wurden. Der Altersschnitt sei im Justizvollzug entsprechend hoch mit 47 Jahren. Eingerechnet sind auch die Anwärter. Das Pensionierungsalter für Justizvollzugsbedienstete liegt bei 60 Jahren.

Wer Justizvollzugsbeamter werden will, muss schon eine abgeschlossene Berufsausbildung mitbringen. Es folgt eine zweijährige Ausbildung. Das Mindestalter liegt bei 20 Jahren. Ministerin Keding betonte, dass Frauen wie Männer gesucht werden.