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JVA Anzug gegen Anstaltskleidung getauscht

Lothar Finzelberg, Ex-Landrat vom Jerichower Land, hat seit Dienstag eine neue Adresse - in der JVA Burg.

Von Bernd Kaufholz 07.06.2019, 01:01

Burg l Der ehemalige Landrat vom Jerichower Land Lothar Finzelberg hat seit Dienstag eine neue Wohnanschrift. Er ist nur wenige Kilometer von seinem Haus in Genthin in die Justizvollzugsanstalt Burg-Madel eingezogen. Einen Promi-Bonus habe der 65-Jährige, der von 2001 bis 2014 dem Landkreis vorstand, allerdings nicht, teilte das Justizministerium mit. Er werde wie jeder andere Strafgefangene behandelt.

Nachdem sich hinter dem einstigen Kommunalpolitiker die Gittertüren geschlossen hatten, durchlief er zuerst die sogenannte Aufnahmeabteilung. Dort legte er die Ladung zum Strafantritt, seinen Personalausweis und den Führerschein sowie den Sozialversicherungsausweis und die elektronische Versicherungskarte der Krankenkasse vor. Erste Gespräche und Untersuchungen fanden statt, die laut Justizministerium „einer zielgerichteten und wirkungsorientierten Vollzugsgestaltung dienen“.

Dann zog Finzelberg in seinen knapp zwölf Quadratmeter großen Haftraum ein, der für längere Zeit seine vier Wände sein werden. Verurteilt wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit illegaler Müllentsorgung im Jerichower Land zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft, von denen drei Monate wegen der jahrelangen Verfahrensdauer als abgesessen gelten, kann er nach zwei Dritteln Knastzeit damit rechnen, wieder in Freiheit zu kommen. In die Waagschale fällt dabei auch sein Verhalten hinter Gittern und die Sozial-Prognose.

Sein Standard-Haftraum hat als Grundausstattung ein Bett, einen Stuhl, einen Tisch und einen Schrank. Allerdings darf er seinen Haftraum in angemessenem Umfang mit ihren persönlichen Dingen ausstatten. Zusätzliche Einrichtungs­gegenstände (z.B. technische Geräte) sind grundsätzlich genehmigungspflichtig und schriftlich zu beantragen. Auch einen eigenen Fernseher und ein Radiogerät kann der Ex-Landrat wie alle seine Mitgefangenen aufstellen.

Grundsätzlich müssen Häftlinge arbeiten. Es sei denn, es liegt ein ärztliches Attest vor. Rentner können beantragen zu arbeiten, wenn in der JVA eine angemessene Tätigkeit angeboten werden kann. Jobs gibt es hier beispielsweise in der Tischlerei, Schlosserei oder Schneiderei. Am Dienstag musste der Diplomökonom auch seinen Anzug an den Nagel hängen und die Anstaltskleidung überstreifen. Demnächst darf er regelmäßig Besuch empfangen – monatlich mindestens zwei Stunden.

Mit Rechtskraft des Urteils im November 2018 verlor Finzelberg seinen Pensionsanspruch. Das Beamtenrecht sieht diese Maßnahme bei Haftstrafen ab einem Jahr vor. Im Falle der Bestechlichkeit bereits ab sechs Monaten. Damit er bei Renteneintritt nicht zum Sozialfall wird, wird er nachversichert. Jeder Fall wird individuell nach den einstigen Bruttobezügen berechnet. Bei ähnlich gelagerten Fällen lag die Rente 1000 bis 2000 Euro unter der Beamtenpension.