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Kandidatur Die „Mutter Beimer“ des Landtags

In Sachsen-Anhalt wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit erstmals eine Landtagspräsidentin geben.

Von Michael Bock 23.08.2016, 01:01

Magdeburg l Nach dem Rückzug von Hardy Peter Güssau als Parlamentspräsident kam es am Montag in Magdeburg zu einer Kampfabstimmung um die Nachfolge. Drei Kandidaten hatten sich beworben. In geheimer Abstimmung erreichte Gabriele Brakebusch im ersten Wahlgang 13 Stimmen, Bernhard Bönisch (Halle) kam auf sieben Stimmen, für Eva Feußner (Eckartsberga) votierten sechs Fraktionäre.

Es folgte eine Stichwahl, in der sich Brakebusch mit 15 zu zehn Stimmen gegen Bönisch durchsetzte. Ein Fraktionsmitglied enthielt sich.

Die Christdemokraten haben als größte Fraktion das Vorschlagsrecht für das Landtagspräsidenten-Amt. Brakebusch wird sich am heutigen Dienstag in den Landtagsfraktionen vorstellen. Bereits am 1. September soll im Parlament die Wahl erfolgen. Dafür reicht die einfache Mehrheit.

„Es ist wichtig ist, dass wir das Schiff jetzt wieder in ruhiges Fahrwasser führen“, sagt die 62-Jährige im Volksstimme-Gespräch. Die Harbkerin, die als Favoritin ins Rennen gegangen war, genießt parteiübergreifend einen Ruf aus ausgleichender Mensch. „Ich bin sehr ruhig und ausgeglichen“, sagt die ehemalige Kita-Leiterin. „Ich kann aber auch sehr bestimmt sein.“

Der einstige Verkehrsminister und langjährige CDU-Landeschef Karl-Heinz Daehre, der wie sie aus der Börde stammt, hat ihr mal den Spitznamen „Mutter Beimer“ gegeben. Also der mütterlichen, humorvollen und durchsetzungsstarken Hauptfigur aus der Fernsehserie „Lindenstraße“. „Damit kann ich gut leben“, sagt Brakebusch und lächelt. Sie gilt durchaus als kämpferisch und als Frau, die nicht so schnell locker lässt.

Ihr Mann beschreibt Brakebuschs Hartnäckigkeit gern so: „Wenn man Gabi vorne rauswirft, kommt sie hinten wieder rein. Und wenn das nicht klappt, kommt sie durchs Kellerfenster.“

Bisher ist Brakebusch Vize-Fraktionsvorsitzende. Sie sitzt seit 2002 im Landtag. „Ich bin ein Familienmensch“, sagt sie. Ihre drei Kinder und sechs Enkelkinder würden sie fordern. „Das ist aber gut, es macht den Kopf frei.“ Mit Blick auf das Präsidentenamt fügt sie hinzu: „Ich kann nicht allen helfen. Ich werde aber für jeden ein offenes Ohr haben.“

Die beiden vorherigen Landtagspräsidenten Hardy Peter Güssau und Detlef Gürth (beide CDU) hatten innerhalb nur eines Jahres ihren Posten räumen müssen. Güssau trat trotz Unschuldsbekundungen wegen seiner Rolle in der Stendaler Briefwahlaffäre zurück. Gürth hatte mehrere Steuererklärungen verspätet abgegeben und im Dezember das Amt aufgegeben.

Neben dem Amt des Landtagspräsidenten ist derzeit auch eines der beiden Vizepräsidenten-Ämter vakant. Im Juni war der AfD-Politiker Daniel Rausch nur einen Tag nach seinem ersten Einsatz als Sitzungsleiter als Landtagsvizepräsident zurückgetreten. Er begründete dies mit persönliche Gründen. Allerdings hatte er bei seinem ersten Auftritt völlig überfordert gewirkt.

Als neuen Kandidaten hat die AfD ihren Fraktions- und Parteivorsitzenden André Poggenburg vorgeschlagen. Allerdings gilt es als sehr unwahrscheinlich, dass er im Parlament die erforderliche einfache Mehrheit bekommt.