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Kellner gesucht Personal Mangelware in Gaststätten

Essengehen wollen viele, doch servieren möchte kaum einer. Gaststätten in Sachsen-Anhalt haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden.

14.10.2017, 06:09

Magdeburg/Naumburg (dpa) l In der Gastronomie in Sachsen-Anhalt gibt es nach Branchenangaben zunehmend Engpässe beim Personal. "Der Personalmangel ist ein riesiges Problem", sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Sachsen-Anhalt, Michael Schmidt, der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. "Die Lage hat sich in den letzten fünf Jahren dramatisch zugespitzt." Es hätten sogar Gaststätten ihre Öffnungszeiten verkürzen müssen, weil sie kaum noch Personal hätten.

Nach Angaben der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Agentur für Arbeit waren im September 440 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen im Bereich Gastronomie in Sachsen-Anhalt unbesetzt. Allerdings seien auch rund 1400 Menschen mit Berufen in der Gastronomie arbeitslos gemeldet, wie ein Sprecher erklärte. "In Sachsen-Anhalt sehen wir aktuell keinen flächendeckenden Fachkräftemangel."

Anders sieht das Dehoga-Chef Schmidt, der selbst ein Hotel und Gasthaus in Naumburg führt. Er sucht nach Erklärungen. "Vielen gefallen vor allem die Arbeitszeiten nicht." Zu arbeiten, wenn alle anderen frei hätten, sei nun mal nicht jedermanns Sache. Doch ein viel größeres Problem sei, dass gerade der Beruf des Kellners nicht mehr wertgeschätzt werde. "Häufig fühlen sich Mitarbeiter in der Gastronomie als Prellbock für die Probleme der Gesellschaft", sagte Schmidt. Nette Worte oder ein kurzes Gespräch zwischen Gästen und Servicepersonal würden immer seltener. "Vor 25 oder 30 Jahren noch war der Kellner ein heiß begehrter Job, nun müssen Gastwirtschaften schließen, weil das niemand mehr machen möchte."

Vom Personalmangel betroffen seien Gastronomien in ganz Sachsen-Anhalt, doch außerhalb größerer Städte sehe es noch schlechter aus als in Halle oder Magdeburg. Gerade in einem Flächenland wie Sachsen-Anhalt fänden Gastronomen häufig keinen Nachfolger, der das Geschäft weiterführen wolle. "In touristischen Gebieten wie dem Harz, den Regionen entlang der Weinrouten oder den Weltkulturerbestätten ist das noch nicht so ein Problem", sagte Schmidt. "In dünn besiedelten Gebieten schon."

Dass Kellner und anderes Personal fehlen, liegt laut Schmidt nicht unbedingt am Geld. Die meisten Betriebe bezahlten mittlerweile nach Tarif und die Ausbildungsvergütung sei in den letzten Jahren angepasst worden. "Wir liegen heute in Sachen Bezahlung im guten Mittelfeld", sagte Schmidt.

Um dem Fachkräftemangel im Hotel- und Gaststättengewerbe entgegenzuwirken, gibt es gleich mehrere Initiativen, die um ausländische Arbeitskräfte werben. Seit acht Jahren bringt der Dehoga zusammen mit den Arbeitsagenturen Hotelfachschüler aus der Türkei für ein drei- bis zwölfmonatiges Praktikum nach Deutschland.

Auch zwei vietnamesische Auszubildende aus der Branche lernen gerade im Hotelfach. "Die Ausbildung stimmt in Deutschland und Vietnam zu 100 Prozent überein", erklärte Schmidt. Die Sprache soll allerdings keine Barriere sein, sondern Brücken schlagen.

Das Goethe-Institut in Hanoi bietet Deutschkurse an, so dass potenzielle vietnamesische Bewerber mit einem guten Sprachniveau nach Deutschland kommen können. Junge Leute aus dem Ausland für die Arbeit hier im Land zu begeistern, ist laut Schmidt möglicherweise der einzige Weg, dem Fachkräftemangel im Hotel- und Gaststättengewerbe entgegenzuwirken.