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Kinderarmut Netzwerk will mit Kinderbetreuung punkten

Fast jedes dritte Kind gilt in Sachsen-Anhalt als armutsgefährdet. Ein Netzwerk will bei der Kinderbetreuung ansetzen.

11.07.2017, 07:35

Magdeburg (dpa) l Das Netzwerk gegen Kinderarmut will einen Schwerpunkt auf das Thema Kinderbetreuung setzen. Ziel müsse sein, dass mehr Geld bei den Menschen ankomme, die es auch wirklich brauchten, sagte die Sprecherin des Bündnisses, die Linken-Politikerin Eva von Angern. Dass etwa das Kindergeld auf Transferleistungen angerechnet werde, sei "Mist".

Die Linke hat das Netzwerk Mitte April ins Leben gerufen. Rund 30 Akteure haben sich in dem Bündnis zusammengeschlossen, darunter Parteien, Verbände, Gewerkschaften und Krankenkassen. Mit dabei sind etwa der Deutsche Kinderschutzbund, die Landesarbeitsagentur und der Paritätische Wohlfahrtsverband.

Laut von Angern sind etwa vierteljährlich Treffen geplant. Dabei sollen Vorschläge erarbeitet werden, die dann an die landes- und kommunalpolitischen Entscheidungsträger herangetragen werden. Um nicht zwischen die Fronten des Wahlkampfes zu geraten, soll das nächste Treffen aber erst im Oktober nach der Bundestagswahl stattfinden.

Hilfe für betroffene Familien müsse so früh wie möglich ansetzen, sagte von Angern. Die Linken-Politikerin verwies auf das sogenannte Dormagener Modell, das der Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes und damalige Bürgermeister von Dormagen, Heinz Hilgers, entwickelt hat. Nach der Geburt eines Kindes ist etwa der Besuch eines Sozialarbeiters vorgesehen, der auch ein Begrüßungspaket mit Ratgebern und dergleichen übergibt.

Dieser frühe, regelmäßige Kontakt soll für mögliche Konfliktfälle vorbeugen, wie von Angern erklärte. Auch in problematischen Fällen sei dabei das Ziel, Kinder so lange wie möglich in den Familien zu lassen und vor Ort zu helfen. So soll die Inobhutnahme, also Kinder vorübergehend bei Pflegeeltern unterzubringen, vermieden werden.

Nach Angaben des Netzwerks ist in Sachsen-Anhalt fast jedes dritte Kind armutsgefährdet. Mehr als 72.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren lebten demnach im Jahr 2016 von staatlicher Grundsicherung. Die Folgen seien ein schlechter Zugang zu Bildung, gesundheitliche Risiken und mangelnde soziale Teilhabe, heißt es in der Gründungsurkunde des Netzwerks.