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Kinderbetreuung Bringezonen als Maßnahme gegen Elterntaxis

Viele Eltern in Sachsen-Anhalt bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule oder in die Kita und fahren dabei teilweise bis vor die Tür.

02.06.2018, 23:01

Magdeburg (dpa) l Halten auf Fuß- und Radwegen, Parken in zweiter Reihe, andere Verkehrsteilnehmer behindern oder sogar gefährden: "Elterntaxis" sorgen in Sachsen-Anhalt immer wieder für Probleme. Oft fahren Mütter oder Väter ihre Kinder mit dem Auto bis vor die Tür von Kitas und Schulen. Dabei lösen sie von Zeit zu Zeit ein Verkehrschaos aus. In vielen Kommunen werden deswegen Maßnahmen geprüft, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben hat.

Laut einem Polizeisprecher in Magdeburg gibt es an vielen Schulen schon immer ein hohes Verkehrsaufkommen. Problematisch werde es, wenn die Straßen besonders eng sind und neben den Autos beispielsweise auch Busse fahren. Gefährlich sei es zudem, wenn die Kinder beim  Aussteigen unbedarft über die Straße laufen. 

Um dem entgegenzuwirken, gibt es in anderen Bundesländern bereits ausgewiesene Hol- und Bringezonen. Diese Bereiche sind einige hundert Meter von den Schulen oder Kitas entfernt. Dort können Eltern ihre Autos abstellen und die Kinder das letzte Stück zu Fuß zur Einrichtung bringen. In einer Erhebung der Stadt sind laut Polizei etwa zehn Schulen in Magdeburg ausgemacht worden, die Potenzial für eine solche Zone hätten. Konkrete Pläne für eine Umsetzung gebe es bisher aber nicht.

Der Stadt Magdeburg sind gelegentliche Probleme mit Elterntaxis bekannt. "Erstmals wurden diese bereits in den 1990er Jahren beobachtet", teilte ein Sprecher mit. Außerdem gingen beim Ordnungsamt oft Beschwerden über rücksichtslose Eltern ein.  Ordnungsamt und Polizei würden deshalb regelmäßig zu den Abhol- und Bringzeiten vor den mehr als 30 Grundschulen und 120 Kindertagesstätten kontrollieren, so der Sprecher.

Der Stadt Halle sei bisher kein Problem mit Elterntaxis bekannt gewesen, sagte ein Sprecher. Allerdings brachte die Fraktion "Mitbürger für Halle – Neues Forum" am vergangenen Mittwoch im Stadtrat einen Antrag zur modellhaften Einführung von Hol- und Bringzonen ein. Es komme oft zu "brenzligen Situationen", wenn Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, heißt es im Antrag.

Auch die Polizeidirektion Süd, die unter anderem für die Stadt Halle und die Kreise Mansfeld-Südharz, Saalekreis und Burgenlandkreis zuständig ist, spricht von einzelnen Schulen, an denen die Problematik zum Vorschein tritt. Wie eine Sprecherin mitteilte, würden Eltern meist morgens vor Schulbeginn Verkehrsregeln missachten. Um dem vorzubeugen, habe eine Grundschule in Halle eine interne Regelung gefunden: Eltern dürften dort mit ihrem Auto auf den Schulhof fahren. Dort würden die Kinder von einem Mitarbeiter in Empfang genommen, so die Sprecherin.

In der Gegend um Dessau-Roßlau seien Elterntaxis aus polizeilicher Sicht kein größeres Problem, teilte ein Sprecher mit. Allerdings würden Beamte besonders zum Schulbeginn die Abläufe an Schulen begleiten und so für Sicherheit sorgen. Eine Sprecherin der Stadt teilte hingegen mit: "Die Problematik zu parkenden Elterntaxis an Kindereinrichtungen und Schulen sind in jeder Kommune ein Thema." Seit Jahren steige der Anteil der Kinder, die mit dem Auto zur Schule gebracht werden. Im direkten Umfeld vor allem von Grundschulen führe das regelmäßig zum Verkehrschaos. Deshalb seien an problematischen Einrichtungen Bringe- und Holzonen eingerichtet worden.

Auch laut Landesverwaltungsamt gehen bei den Verkehrsbehörden Anfragen zur Einrichtung von Hol- und Bringezonen ein. Bisher seien aber keine offiziell ausgewiesenen Zonen bekannt, teilte eine Sprecherin mit. Allerdings fördere das Amt ein entsprechendes Pilotprojekt der Landesverkehrswacht Sachsen-Anhalt im Umfeld der Schulen der Gemeinde Barleben bei Magdeburg.

Das Pilotprojekt läuft seit einem knappen Jahr. Mehrere Zonen sollen dort in einem Umkreis von etwa 300 bis 400 Metern zu Schulen eingerichtet werden, sagte Thomas Stegelitz von der Landesverkehrswacht. Dabei gehe es um einen mehrschichtigen Ansatz: "Zum einen soll der Autoverkehr aus dem unmittelbaren Umfeld der Schulen rausgehalten werden", so Stegelitz. "Zum anderen sollen die Kinder animiert werden, einen Teil des Weges zu Fuß zurückzulegen."

Dafür wird der sicherste Weg von den Hol- und Bringezonen zur Einrichtung gemeinsam mit den Kindern markiert. Noch wird erhoben, von wo und mit welchen Verkehrsmitteln die Jungen und Mädchen zur Schule kommen. Anschließend kann über die Orte für die Zonen entschieden werden. Eingerichtet werden sollen sie möglichst noch zum kommenden Schuljahr, so Stegelitz.

Nach der Analyse in Barleben müsse entschieden werden, ob das Projekt fortgesetzt und ausgeweitet wird. Das obliegt letztlich den Kommunen. Erfahrungen aus anderen Bundesländern haben laut Stegelitz allerdings gezeigt, dass sich der Elterntaxi-Verkehr durch Hol- und Bringezonen um 30 bis 80 Prozent reduzierte.

Den Elternvertretern des Landes ist die Thematik nicht zu Ohren gekommen. "Bisher wurde dieses Problem noch nicht an den Landeselternrat herangetragen", teilte eine Mitarbeiterin mit. Eine gemeinsame Positionierung der Vertreter gebe es deswegen nicht.