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Klinikclowns Kleine Patienten zum Lachen bringen

Die Mitglieder des Vereins der Magdeburger Klinikclowns trainieren in der Feuerwache, um Patienten die Angst vorm Krankenhaus zu nehmen.

Von Madlen Bestehorn 24.01.2018, 00:01

Magdeburg l Den Verein Magdeburger Klinikclowns gibt es seit 14 Jahren, 1994 gegründet von Martin Rühmann. Seit 2015 gehören auch "Spagetti" (Janine Freitag) und "Frosine" zum Team der ehrenamtlichen Clowns dazu. Bei ihrem Training im Kulturzentrum "Feuerwache" in Magdeburg, zu dessen "Podium aller kleinen Künste" (Pakk e.V.) sie mittlerweile gehören, haben die acht ehrenamtlichen Clowns gelernt, wie man spannende Geschichten erzählt. Requisiten, etwa Kuscheltiere, die dabei zum Einsatz kommen, sollen das Erzählte noch lebendiger machen.

Um unter realen Bedingungen zu proben, mimt einer der Clowns den Patienten. Doch wie reagieren die anderen Clowns, wenn der Patient plötzlich einen Dinosaurier erfindet, der zur Tür hereinlinst? - Er improvisiert und baut ihn einfach in seine Geschichte mit ein. Und bestimmt gibt es in einem Krankenhaus Erschreckenderes als einen grünen Dino, der durch das Zimmer wandert.

Doch wie sieht der Alltag eines Klinikclowns tatsächlich aus? Janine Freitag alias "Spagetti" weiß: Nicht jeder, der Humor hat, kann auch Klinikclown werden. Dafür braucht es eine spezielle Ausbildung. Sie selbst hat eine einjährige Clownsausbildung in Hannover absolviert.

Unter der Anleitung von Dozenten hat sie zum Beispiel gelernt, wie eine Puppe am Krankenbett eingesetzt werden kann und welche hygienischen Vorschriften es zu beachten gilt. Regelmäßig trainieren die Magdeburger Clowns auch nach der Ausbildung ihre Fähigkeiten und laden sich dafür Experten ein. Im vergangenen Jahr bekamen sie Besuch von Pantomime Jo Gramm aus Leipzig. Ohne Worte, nur durch Mimik und Gestik, sollten sie mit den Kindern in Kontakt treten.

Was die Verkleidung betrifft, habe jeder Clown einen anderen Stil, passend zum Charakter, erklärt Bernadette Deibele alias "Frosine". Auch sie ist seit drei Jahren bei den Magdeburger Klinikclowns dabei. Oft entscheide auch der Anlass darüber, ob der Clown zum Standardkostüm greift oder sich besonders in Schale wirft. Zum "Charity Run" in Magdeburg etwa biete sich an, ein Handtuch als Requisite mitzubringen - in Clownsmanier natürlich ein mini-kleines oder riesengroßes.

Für viel wichtiger als das Kostüm hält Bernadette Deibele "den eigenen Knoten zu lösen und alles beiseite zu räumen, das das Spiel behindert." Weder das Mitleid mit den Kindern noch die (teilweise) Ablehnung der Eltern dürfe dazu führen, dass der Clown verschreckt oder beleidigt in der Ecke sitze. "Frosine" erzählt: "Manche Säuglinge sind schon sehr wach und aufmerksam, andere Kinder haben Angst und verstecken sich hinter den Eltern. Die Kunst besteht darin, zu spüren, wie ich ein Spiel anbieten kann oder ob ich mich zurückhalten muss."

Neben den Patienten brauchen oft auch Eltern und Krankenschwestern Ablenkung und Zuspruch, findet Janine Freitag, die als "Spagetti" die Angehörigen mit in das Spiel einbindet. Der Mutter zweier gesunder Kinder macht es besonders Spaß "wenn die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern lachen können." Nur etwa 15 Minuten können die jeweils zwei Klinikclowns im Zimmer eines Patienten bleiben, dann wartet schon der nächste auf ihren Besuch. Manchmal falle der Abschied schwer, gesteht Janine Freitag. "Aber wenn die Kinder (auf der Onkologiestation) sich auch nach Monaten noch an mich erinnern und sogar meinen Namen rufen, weiß ich, dass die Kinder sehr lange von diesem Erlebnis zehren", erzählt sie.   

Zu den Aufgaben eines Clowns gehöre auch, Dinge beim Namen zu nennen. Die Clowns albern deswegen nicht nur rum, sie versuchen auch, den Patienten die Angst vor Operationen oder medizinischen Geräten zu nehmen. "Spagetti" erklärt: "Wir verwandeln die medizinischen Geräte einfach in etwas anderes. Dann wird der Überwachungsmonitor schnell zum Teil eines Raumschiffes oder bekommt einen neuen, lustigen Namen verpasst. Letztens haben wir einen Infusionsständer 'Günther' getauft und ihn quer durch's Zimmer geschoben."

Humor hilft leider nicht immer, damit die Patienten ihren Krankenhausalltag vergessen. Umso wichtiger sei es dann, das Kind zu trösten und mit ihm über seine Ängste zu sprechen, so Janine Freitag. Je nach Charakter oder Stimmung des Kindes weiß der Clown meist schnell, ob er eher leise Töne anschlägt oder mit Aktion und lautem Trampeln die bösen Gedanken verscheucht, erzählt "Frosine". Jeden Monat trifft sich das Team der Magdeburger Clowns, um über seine Erfahrungen zu sprechen und sich auszutauschen. Das helfe auch, wenn statt des Patienten nur noch eine Kerze im Zimmer stehe... 

Das nächste offene Training für alle Interessierten findet am 26. Februar von 18 bis 19.30 Uhr in der Magdeburger Feuerwache statt. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit, für den Verein zu spenden, finden sich auf der Facebook-Seite der Magdeburger Klinkclowns sowie auf der Internetseite der Feuerwache.