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Krebs Beistand nach der Diagnose

Rund 13.300 Sachsen-Anhalter erkranken jährlich an Krebs. Neben der Therapie ist auch die seelische Betreuung wichtig.

Von O. Riaño und J. Scheider 12.06.2016, 23:01

Magdeburg l „Warum gerade ich? Was habe ich in meinem Leben falsch gemacht?“, fragt eine Frau aufgelöst im Gespräch mit Axel Thalmann. Sie ist erst 35 Jahre alt und an Brustkrebs erkrankt. In solchen Momenten muss auch der erfahrene Krebsberater schlucken. Thalmann arbeitet bei der Psychosozialen Krebsberatungsstelle am Magdeburger Universitätsklinikum. Der Beispielfall, den der Psycho-Onkologe schildert, liegt schon etwas zurück.

„Der erste Schritt in diesem Fall war, so banal das auch klingen mag, das Unglück des Patienten anzuerkennen und Mitgefühl zu zeigen“, erklärt Thalmann mit ruhiger Stimme. Für die Betroffene schien die Situation aussichtslos zu sein. Es galt, in Gesprächen mit dem Berater neuen Lebensmut zu schöpfen.

Die Diagnose Krebs ist eben nicht nur eine körperliche, sondern auch eine seelische Belastung, sowohl für die Patienten als auch für die Angehörigen. Seit 2009 können sie sich mit ihren Fragen und Sorgen an die Krebsberatungsstelle am Uniklinikum wenden. Sie bietet allen Ratsuchenden psychologische und sozialrechtliche Unterstützung, und zwar in jeder Phase des Krankheitsverlaufs.

In kostenfreien Gesprächen, die mindestens 50 Minuten dauern und auf bis zu zehn Sitzungen ausgedehnt werden können, können Betroffenen den Beratern ihre Ängste und Sorgen anvertrauen. „Die Ratsuchenden haben häufig Angst davor, nicht mehr leistungsfähig zu sein oder fürchten den Wandel, der mit der Krankheit einhergeht“, erklärt Psycho-Onkologe Thalmann.

„Im Vordergrund steht, im Laufe des Gesprächs den Leidensdruck zu mindern und den Betroffenen dabei zu helfen, den Krebs mit psychischen Mitteln zu verarbeiten.“

Gemeinsam mit dem Krebsberater kann der Erkrankte zum Beispiel Bewältigungsstrategien ausarbeiten und Entspannungstechniken erlernen, um den neuen Alltag besser zu bewältigen. Neben der psychologischen gibt es auch eine sozialrechtliche Beratung. Denn an Krebs erkrankte Personen fürchten häufig, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Viele suchen auch Hilfe beim Beantragen von Sozialleistungen und Rehabilitationsmaßnahmen.

Drei Monate nach dem Erstgespräch mit der jungen Brustkrebspatientin habe sich ihr körperlicher sowie seelischer Zustand deutlich verbessert, berichtet Thalmann. „Sie ist zwar noch nicht geheilt, aber blickt nun zuversichtlicher nach vorne.“

Der Text wurde von Studenten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg während eines Seminars geschrieben, das von der Volksstimme begleitet wird.