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Kriminalität Auf Bahnhöfen geht es aggressiver zu

Es wird randaliert und geprügelt, oft ohne Hemmungen - das hat die Bundespolizei dort festgestellt, wo die meisten nur sicher reisen wollen.

26.03.2017, 14:14

Magdeburg (dpa) l In Zügen, an Bahnhöfen und in deren Umfeld in Sachsen-Anhalt geht es nach Einschätzung der Bundespolizei immer rauer zu. "Wir verzeichnen eine steigende Respektlosigkeit und Aggressivität gegenüber den eingesetzten Beamten", sagte die Sprecherin der Bundespolizeiinspektion Magdeburg, Romy Gürtler, der Deutschen Presse-Agentur. Etwa jeder dritte der rund 300 Bundespolizisten im Land sei im vergangenen Jahr Opfer eines Angriffs geworden.

Die Zahl der Fälle von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sei von 76 im Jahr 2015 auf 119 im vergangenen Jahr gestiegen. Aber auch die Zahl der registrierten Körperverletzungen an Bahnanlagen und in Zügen habe von 221 auf 306 zugenommen. Einen enormen Anstieg von 8 auf 162 Fälle habe es bei den Landfriedensbrüchen gegeben – das sei vor allem auf mehr Straftaten im Reiseverkehr von Fußballfans zurückzuführen. Die Bundespolizei ist für die Sicherheit an den bundeseigenen Bahnanlagen und in Zügen zuständig.

Abgesehen von Gewaltdelikten, Landfriedensbrüchen oder widerstandshandlungen hat die Bundespolizei jedoch in Sachsen-Anhalt 2016 deutlich weniger Straftaten festgestellt als im Vorjahr – dabei kommt ein Sondereffekt zum Tragen. Alles in allem stellten die Beamten 6410 Delikte fest nach 9454 im Jahr 2015. Damals waren enorm viele Flüchtlinge kontrolliert worden, die etwa nicht die nötigen Papiere vorweisen konnten.

Insgesamt 3740 Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz registrierte die Bundespolizei im Land. 2016 waren es nur noch rund 450. Das sind aber immer noch gut 300 mehr als 2014, bevor die große Zahl von Menschen nach Deutschland kam. Im Vergleich zum Jahr 2014 hingegen gab es in der Summe im vergangenen Jahr 533 Straftaten mehr – von der Sachbeschädigung über Drogendelikte bis zum Schwarzfahren.

Am häufigsten waren Sachbeschädigungen. Sie wurden im vergangenen Jahr 1563 Mal registriert und damit 49 Mal weniger als im Vorjahr. Die Diebstahlszahlen gingen von 1210 auf 907 Fälle zurück. Besondere Sorge bereitet den Bundespolizisten, dass sie immer öfter selbst Opfer von Angriffen werden. "Hinsichtlich der Tatverdächtigen dominieren männliche, deutsche Staatsbürger im Alter von 20 bis 40 Jahren. Knapp zwei Drittel der Angreifer waren bereits polizeibekannt, knapp die Hälfte war zur Tatzeit alkoholisiert", sagte Bundespolizeisprecherin Gürtler.

Reisende Fußballfans haben der Bundespolizei im vergangenen Jahr besonders zu schaffen gemacht. Auf der Rückreise von einem Drittligaspiel gegen Preußen Münster etwa zerstörten Fans des 1. FC Magdeburg Mitte September einen Doppelstockwagen und richteten Schäden von etwa 50 000 Euro an.

Im Januar vergangenen Jahres griffen etwa 70 vermummte Anhänger des 1. FC Magdeburg Hallesche Fußballfans am Hauptbahnhof Dessau an. Zwei Fans wurden schwer verletzt, auch ein Bundespolizei trug Verletzungen davon. Die Auswertungen von Videos sind laut Gürtler in diesem Fall sehr aufwendig gewesen, haben aber zu sehr vielen Anzeigen wegen Landfriedensbruchs geführt und damit auch die Statistik nach oben getrieben. Die Bundespolizei hatte es im vergangenen Jahr mit mehreren derartigen Fällen zu tun, sagte Gürtler.