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Kriminalität Drogenlieferung per Internet

Erst wenn die Post geliefert hat, fällt der Polizei in Sachsen-Anhalt der Drogendeal überhaupt auf. Ermittlungsverfahren nehmen leicht zu.

11.08.2016, 11:43

Magdeburg (dpa) l Die Polizei in Sachsen-Anhalt sieht den Drogenhandel via Internet als wachsendes Problem. "Das Darknet spielt bei der Beschaffung eine große Rolle, aber auch im normal zugänglichen Internet gibt es Plattformen und Shops", sagte der Direktor des Landeskriminalamts, Jürgen Schmökel, am Donnerstag in Magdeburg. Im ersten Halbjahr habe es 18 Ermittlungsverfahren wegen Drogenhandels im Internet gegeben, im gesamten Vorjahr seien es 15 gewesen. Die Polizei komme Dealern und Konsumenten in aller Regel erst auf die Spur, wenn Postsendungen mit Drogen auffielen – also dann, wenn die Menschen in der realen Welt versuchten, an den Stoff zu kommen.

Fast ausschließlich via Internet werden laut LKA die Neuen Psychoaktiven Stoffe – sogenannte Legal Highs – angeboten, deren Inhaltsstoffe und Dosierungsanleitungen meist nicht klar sind. Sie würden in bunten Tütchen verpackt und als Badesalz, Kräutermischungen oder ähnliches verkauft. Die Zahl der bekannten Fälle mit Legal Highs seien mit 34 im vergangenen Jahr noch vergleichsweise gering gewesen, schilderte Schmökel. Die Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren weise aber auf ein großes Dunkelfeld hin. 2014 registrierte das LKA noch fünf Fälle, 2013 acht.

Erstmals sind laut Ermittler im vergangenen Jahr zwei junge Menschen an den Folgen des Konsums dieser synthetischen Drogen gestorben. Ein 18-Jähriger sei in der Magdeburger Wohnung eines Freundes tot aufgefunden worden, ein 20-Jähriger starb an den Folgen seines Drogenkonsums im Maßregelvollzug Bernburg. Insgesamt hat es laut LKA im Jahr 2015 insgesamt 14 Drogentote gegeben.

Die Hauptdrogen, um die es in Sachsen-Anhalt gehe, seien nach wie vor Cannabis und Crystal. Sie seien für die Konsumenten deutlich preisgünstiger als Heroin und Kokain, hieß es. Im vergangenen Jahr wurden laut Schmökel knapp 7400 Drogendelikte einschließlich direkter Beschaffungskriminalität registriert. Für dieses Jahr hält der Behördenchef eine Steigerung bei der registrierten Rauschgiftkriminalität für möglich. Schmökel wies darauf hin, dass niemand wisse, wie groß das Dunkelfeld sei.

Im ersten Halbjahr 2016 sei zudem deutlich geworden, dass mehr Kinder mit Drogen erwischt worden seien. Bis Ende Juni habe die Polizei schon 45 tatverdächtige Kinder ermittelt, die Drogen besessen hätten. Im gesamten Vorjahr seien es 48 gewesen. "Im Vordergrund steht dabei Amphetamine, aber auch Cannabis", sagte Schmökel. Die Kinder kämen vor allem über das Internet an die Drogen.