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Kriminalität Rockerszene formiert sich neu

Die Rocker-Szene hat sich aus Sicht des Landeskriminalamtes neu aufgeteilt. In Salzwedel wird ein neues Clubhaus öffnen.

Von Matthias Fricke 04.11.2016, 00:01

Salzwedel l Mit einem Großaufgebot will die Polizei am Sonnabend in Salzwedel ein Treffen der Hells Angels kontrollieren. Der dort neu gegründete „Hells Angels Motorradclub Altmark“ weiht mit einer großen Feier am späteren Abend das neue Clubhaus ein und eröffnet einen Charter. Letzteres ist ein Ortsclub der weltweit agierenden Outlaw-Rockergruppe (outlaw bedeutet außerhalb des Gesetzes).

Nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes (LKA) gehören zu dem neuen Charter der „Höllenengel“ rund 20 Mitglieder. Sie erhalten zur Neueröffnung am Sonnabend aber zahlreichen Besuch aus anderen Hells-Angels-Clubs aus ganz Deutschland, vor allem aus Brandenburg, Niedersachsen, Berlin und Sachsen. Zu dem Treffen erwartet das LKA 600 bis 800 Rocker. Als designierter Präsident der Altmärker wird Kay Sch. gehandelt. Er war zuvor Mitglied bei den Hells Angels Wolfsburg und den Red Devils Salzwedel. Die „Höllenengel“ dominieren damit den gesamten Norden Sachsen-Anhalts. Aus der Mitte des Landes, vor allem Magdeburg, haben sie sich zurückgezogen. Das LKA vermutet, dass sich die Hells Angels bewusst aus der Großstadt auf das Land zurückgezogen haben. LKA-Sprecher Andreas von Koß: „Der permanente Überwachungsdruck der Polizei und die Konkurrenzsituation in Magdeburg könnten dazu geführt haben.“

Mit Konkurrenz meint er vor allem den AKC Magdeburg, eine rockerähnliche Gruppierung, die sich vor allem aus arabischen und kurdischen Mitgliedern rekrutiert. Zudem haben auch die Bandidos mit einem europaweiten Treffen erst Anfang Juli dieses Jahres Stärke gezeigt. Sie reisten allerdings nicht, wie bei vielen der Outlaw-Clubs bereits üblich, mit dem Motorrad an, sondern Fahrzeugen der oberen Preisklasse. „Mit romantischen Ausfahrten hat das auch wenig zu tun. Rockerklubs haben sich eher zu einem Geschäftsmodell entwickelt“, erklärt Andreas von Koß.

Aus diesem Grund hat die Polizei die Gruppen auch weiter fest im Blick. So zum Beispiel auch ein weiteres Treffen am kommenden Sonnabend in Haldensleben. Die dortigen Bandidos laden zum fünfjährigen Bestehen ihres Ortsclubs ein. Erwartet werden in dem Chapter dort aber nur 100 bis 150 Teilnehmer.

Als stabil schätzen die Ermittler die Situation im Harz ein. Dort sind vor allem die Chicanos als Supporter (Unterstützer) der Bandidos aktiv.

Nach vorsichtigen Schätzungen gibt es in Sachsen-Anhalt 300 Mitglieder sogenannter Outlaw-Motorradclubs.