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Krise Corona treibt Uniklinik ins Minus

Corona hat Sachsen-Anhalts Uniklinik voll erwischt. Die Uniklinik Magdeburg rechnet für 2020 mit einem Minus von 65 Millionen Euro.

Von Alexander Walter 30.04.2020, 01:01

Magdeburg l Als 2019 ein Rekorddefizit von 27 Millionen Euro am Uniklinikum Magdeburg bekannt wurde, sorgte das landesweit für Schlagzeilen. Im Angesicht der Corona-Krise aber verblassen selbst diese Zahlen.

Das größte Krankenhaus im Landesnorden könnte demnach 2020 ein Minus von 65 Millionen Euro einfahren. Durch die Corona-Krise rechnet das Haus mit Einnahme-Einbrüchen von gut 31 Millionen Euro – allein im stationären Bereich. Hinzu kommen Mehrkosten bei Personal und Material in Höhe von 3,5 Millionen Euro, sagte die kaufmännische Direktorin Kerstin Stachel gestern der Volksstimme.

Auch das Uniklinikum Halle geht von 10 bis 30 Millionen Euro Verlust aus, bestätigte das Finanzministerium. Die Schieflage ergibt sich aus einer Kombination mehrerer Faktoren: Zum einen haben die Kliniken auf Bitten der Bundesregierung Intensiv-Betten für Corona-Patienten freigehalten. Operationen und Behandlungen anderer Erkrankungen wurden dafür verschoben. Die befürchtete Welle an Corona-Intensivpatienten aber blieb bislang aus. Teure ITS-Betten stehen deshalb leer, können aber auch nicht für andere Behandlungen genutzt werden. Hinzu kommt: Viele Patienten meiden aus Angst vor Corona die Krankenhäuser, sagen Behandlungen ab. Selbst die Notaufnahmen meldeten zuletzt einbrechende Patientenzahlen.

In Magdeburg hat beides dazu geführt, dass Ende März/Anfang April zeitweise 50 Prozent der Betten leerstanden. Die Auswirkungen sind verheerend: „Das Uniklinikum hat in diesen Wochen 290 000 Euro Erlöse aus stationären Behandlungen täglich verloren“, sagte Kerstin Stachel.

Zwar kompensiert der Bund Ausfälle mit dem sogenannten „Covis-19-Krankenhausentlastungsgesetz“. Der pauschale Tagessatz von 560 Euro je ausgebliebenem Patient deckt allerdings nur einen Teil der Verluste. Unterm Strich blieb ein Minus von 80 000 Euro täglich – aufgerechnet auf einen Monat 2,4 Millionen Euro.

Inzwischen ist die Belegung auch wegen Informations-Videos für Patienten wieder auf 75 Prozent gestiegen. Selbst das bedeutet aber noch 1,2 Millionen Euro Verlust jeden Monat.

Wie also weiter? Das Land wollte den schon 2019 klammen Unikliniken ursprünglich helfen, indem diese eigenmächtig Kredite für Investitionen aufnehmen dürfen. 50 Millionen Euro sollten Halle und 90 Millionen Euro Magdeburg beantragen dürfen. Zuvor war das untersagt: Die Politik befürchtete einen Schattenhaushalt, den das Land als Träger der Unikliniken im Zweifel auszugleichen hätte.

Die Kredite für die Kliniken liegen wegen Corona auf Eis. Das Geld würde aber ohnehin nicht mehr reichen. Laut Finanzministerium könnte allein Magdeburg zum Jahresende 129 Millionen Euro Liquidität brauchen, Halle rund 66 Millionen Euro. Die Hoffnung des Finanzministeriums richtet sich nun auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Das Finanzministerium setzt darauf, dass der CDU-Politiker beim Ausgleich für die Kliniken nachbessert. Linke-Haushaltspolitikerin Kristin Heiß ist das zu wenig. „Die Uniklinika kriegen keine Kredite, aber wir tun auch sonst nichts“, sagte sie. Pleite gehen können Uniklinika nicht. Das Land müsste im Notfall für sie geradestehen.