Rektoren von Universitäten und Fachhochschulen befürchten Abwanderung des wissenschaftlichen Nachwuchses Land will Förderung für Doktorarbeiten zur Hälfte streichen
Magdeburg l Das Land will die Förderung von Doktorarbeiten ab 2014 deutlich kürzen. "Sie wird voraussichtlich um etwa die Hälfte der bisherigen Mittel reduziert", bestätigte eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums. Derzeit gibt Sachsen-Anhalt 1,5 Millionen Euro pro Jahr für die Graduiertenförderung aus. Die Haushaltslage mache es notwendig, alle Förderprogramme des Landes auf den Prüfstand zu stellen, so die Begründung.
"Dieses Rasenmäher-Vorgehen halte ich für völlig verfehlte und wenig fantasievolle Politik", schimpft Armin Willingmann, Rektor der Hochschule Harz. Vor allem für die vier Fachhochschulen in Sachsen-Anhalt, die in Kooperation mit Universitäten Promotionen anbieten, seien die Pläne ein Jammer. "Erst vor zwei Jahren haben wir mühsam errungen, dass dort überhaupt eine Förderung möglich ist." Und da jede Fachhochschule von der Fördersumme lediglich 30000 Euro erhalte, könnte man nach der Kürzung gerade noch einen Doktoranden unterstützen.
"Eine Kürzung wäre ein großer Rückschritt bei dem Versuch, der angewandten Forschung die gleiche Anerkennung zukommen zu lassen wie der Forschung an Universitäten", sagt auch Andreas Geiger, Rektor der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Die Chefs der Universitäten im Land kritisieren das Vorhaben ebenso scharf. Jens Strackeljan, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: "Die Landesgraduiertenförderung ist ein wichtiges Instrument zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Wir müssen perspektivisch die Höhe der monatlichen Unterstützung korrigieren und deren Dauer erhöhen. Bei unveränderter Fördersumme wird alleine dies zu einer Verringerung der Zahl der Stipendiaten führen. Wir werden uns mit Nachdruck für den Erhalt einsetzen." Derzeit profitieren an der Uni 50 Stipendiaten von dem Programm.
"Damit wird die Universität erheblich an Innovationskraft einbüßen", prophezeit Udo Sträter, Rektor der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg. Außerdem widerspricht dies den erklärten Bemühungen der Regierung, hervorragenden wissenschaftlichen Nachwuchs an das Land zu binden und nicht abwandern zu lassen."
Das letzte Wort hat der Landtag. Er entscheidet, wenn der Haushalt beschlossen wird.