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Landeskriminalamt Cyber-Angriffe in Sachsen-Anhalt verdoppelt

Cyber-Kriminelle haben in Sachsen-Anhalt 2016 mehr als 1,4 Millionen Euro Schaden angerichtet.

Von Matthias Fricke 23.08.2017, 01:01

Magdeburg l Plötzlich laufen die Computer langsamer, das E-Mail-Programm stürzt ab und die komplette IT-Architektur versagt. Es geht um Erpressung. Die Mediziner des Lukaskrankenhauses im rheinländischen Neuss hatten deshalb im Oktober 2016 sogar auf Papierakten zurückgreifen müssen, weil ein Erpressungstrojaner den Weg ins System fand und alle Daten sperrte.

In Sachsen-Anhalt erging es vier Krankenhäusern, die sich per sogenannter Massen-Mail an einem vernetzten Computer infiziert hatten, ähnlich. „Das Ausmaß war hier zum Glück aber nicht so schlimm, weil die Daten-Sicherungssysteme funktionierten“, erklärt Petra Paulick, Leiterin des CybercrimeCompetenceCenter (4C) in Magdeburg. Bei ihr im Landeskriminalamt arbeiten zurzeit 58 Experten und Polizisten.

Neben den vier Krankenhäusern in Magdeburg, im Burgenlandkreis und im Harz waren auch der Landesverfassungsschutz, Dienststellen in den drei Polizeidirektionen und die Stadtverwaltung in Burg (Jerichower Land) betroffen. Lösegeld wurde in allen Fällen aber wohl nicht gezahlt.

Und das sind nur die Angriffe auf kritische Infrastruktur. Privatpersonen und Firmen seien laut Paulick noch viel häufiger betroffen. So rückten auch immer mehr Smartphones ins Visier der Ganoven. Die moderne Erpressung funktioniert so: Eine sogenannte Ransomware, ein Schadprogramm, infiziert das System. Es verschlüsselt alle Daten. Die Erpresser verlangen Geld für einen Entsperrungs-Code. Die Verschlüsselung ist oft so gut, dass es selbst für Experten in vielen Fällen unmöglich ist, diese zu knacken.

Im Regelfall erfolgt die Überweisung des Lösegeldes per Bitcoins. Dies ist eine Art legale Internetwährung, deren Weg für Strafverfolgungsbehörden aber schwer nachvollziehbar ist. Die Transaktionen laufen anonym ab. Zurzeit hat ein Bitcoin einen Wert von rund 3400 Euro. Die Erpresser verlangen nach Angaben der Ermittler meist zwei bis drei solcher Bitcoins, um ein geentertes System wieder freizuschalten.

In der Kriminalstatistik gibt es laut LKA-Direktor Jürgen Schmökel keinen Deliktbereich mit einer höheren Dunkelziffer als die Cyber-Kriminalität.

Ein Hacker kann mit einem Trojaner zeitgleich Hunderttausende Rechner lahmlegen. Immer häufiger geschieht das auch vom Ausland aus. Schmökel zu dem Phänomen: „2016 ist für uns das Jahr der Verschlüsselung.“ Digital wird aber nicht nur erpresst, sondern auch spioniert, oder es werden wichtige Daten abgefischt. Jede zweite derartige Cyber-Straftat konnte aufgeklärt werden. Deutschlandweit registrierte das Bundeskriminalamt (BKA) im vergangenen Jahr 82  649 Cyber-Angriffe, das sind 80 Prozent mehr als im Vorjahr. Seite 4