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Landtagswahl „Frau mit Zukunft“ setzt sich durch

Der CDU-Kreisverband Börde schickt die bis weithin unbekannte Verwaltungsökonomin Eileen Koch ins Rennen um Listenplatz zwei.

Von Michael Bock 29.01.2021, 00:01

Magdeburg l Vor gut einer Woche hatte der Ex-Landesvorsitzende und frühere Innenminister Holger Stahlknecht für einen Paukenschlag gesorgt. Überraschend kündigte er an, freiwillig auf den vom Landesvorstand für ihn empfohlenen Top-Platz zwei zu verzichten Dies knüpfte er an die Bedingung, dass der Spitzenrang von einer „Frau mit Zukunft“ besetzt werden müsse.

Frauen finden sich auf der Vorschlagsliste des Landesvorstands bislang nur auf hinteren Plätzen wieder. Mit Anja Schneider (Dessau-Roßlau) ist die erste Frau erst auf Rang 15 platziert.

Eine „Frau mit Zukunft“ ist jetzt gefunden. Der Kreisvorstand der Börde-CDU beschloss am Mittwochabend einstimmig, Eileen Koch für Platz zwei auf der Landesliste vorzuschlagen. Also direkt hinter dem designierten Spitzenkandidaten und Ministerpräsidenten Reiner Haseloff.

Das sorgt für großen Unmut in der Partei. Die 32-Jährige, CDU-Mitglied seit Anfang 2016, ist landesweit ein unbeschriebenes Blatt. Auf der Landesliste lässt sie nun bewährte Landespolitiker, Staatssekretäre und mit Anne-Marie Keding sogar eine Ministerin weit hinter sich.

Noch im Februar vorigen Jahres war die Verwaltungsökonomin für einen Wahlkreis in der Börde nominiert worden. Den aber gab sie vor vier Monaten „aus persönlichen Gründen“ zurück. „Meine Lebensplanung war eine andere“, sagte sie gestern der Volksstimme. Das aber hat sich nun erneut geändert. Nach dem Verzicht Stahlknechts habe ihr die Basis der Börde-CDU signalisiert, dass sie antreten solle. „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht“, bekannte sie. Einen eigenen Wahlkreis hat sie indes nicht.

Koch ist stellvertretende Vorsitzende im Stadtverband Haldensleben und Kreisschatzmeisterin der Börde-CDU. Geht sie davon aus, dass es beim Listenparteitag im Ringen um den aussichtsreichen Platz Gegenkandidaten geben wird? „Ja, natürlich. Ich rechne damit.“

In der CDU-Landesspitze war nach Stahlknechts Ankündigung zunächst die Variante favorisiert worden, Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch, die eigentlich nicht mehr für den Landtag kandidieren wollte, zum Weitermachen zu bewegen. Die 66-Jährige erklärte sich dazu auch bereit. Als nun die Wahl auf Koch fiel, sagte ihr Brakebusch sofort ihre Unterstützung zu. Guido Heuer, Kreisvorstandsmitglied und Landtagsabgeordneter: „Hut ab! Dafür hat sie meinen allergrößten Respekt.“

Kochs Kandidatur für Platz zwei dürfte beim Parteitag die Vorschlagsliste des Landesvorstands noch mächtig durcheinanderwirbeln. CDU-intern wird mit etlichen Kampfkandidaturen auch schon auf vorderen Plätzen gerechnet. „Das wird wild“, heißt es. Neben Platz zwei könnte es auch schon im Ringen um Platz drei spannend werden. Den belegt mit dem Landtagsabgeordneten Lars-Jörn Zimmer ein vermeintlich schwächerer Kandidat. Zimmer hatte einst eine viel kritisierte Denkschrift mit verfasst, in der gefordert wird, das „Nationale mit dem Sozialen“ wieder zu vereinen. Er schloss auch die Tolerierung einer CDU-Minderheitsregierung durch die AfD nicht aus.