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Landwirte befürchten künft ig den Konflikt um "Tank oder Teller"

Von Mandy Ganske-Zapf 11.12.2012, 12:34

Angern/Uthmöden ● Landwirt sein ist schwer, Energiewirt umso mehr? War die Hauptaufgabe der Bauern in früheren Zeiten und noch bis vor einem Jahrzehnt die Nahrungsmittelproduktion, werden Landwirte nun Teil der Energiewende. Sie investieren in die Geschäftsfelder, die "grüne Energie" bringen sollen: Ob Biogas als Fernwärme oder Sonnenenergie als Strom.

Klaus Horstmann, Landwirt in Angern (Landkreis Börde), sieht darin große Vorteile, denn Getreidepreise waren lange am Boden in der Branche. "Nun wird vieles auch für Bioenergie produziert. Das stabilisiert die Preise, und da macht das wieder Spaß." Er betreibt zwei Biogasanlagen, ein Photovoltaikfeld auf dem Dach und den Anbau von schnellwachsenden Hölzern. Sein Geschäftsschwerpunkt aber ist das Getreide, auf etwa 1000 Hektar Fläche in der Heide. Um die Biogasanlage zu betreiben, setzt er vor allem auf Mais. "Aber auch Hühnertrockenkot, Zuckerhirse, Schweinegülle und der Aufwuchs von Blühstreifen geht dort mit hinein", erklärt der 46-Jährige. Blühstreifen baut er jedes Jahr an, damit die Bienen benachbarter Imker ihre Pollen finden. Das ist für ihn selbstverständlich - außerhalb von Fördermittelprogrammen.

Monokultur Mais - eine Gefahr?

"Noch eignet sich Mais am besten für Biogasanlagen, weil der Gasertrag pro geerntetem Hektar am größten ist. Der Energiemix wird in den nächsten Jahren aber viel bunter", glaubt Horstmann. Um dem Boden auf seinen Maisfeldern trotzdem bis dahin Gutes zu tun, bringt er eine Untersaat auf. "Das stärkt die Humusschicht", erklärt er.

Abgesehen davon sei Mais zu früheren Zeiten viel stärker angebaut worden - zur Futtermittelproduktion. Nach Angaben des Bauernverbandes Börde mit Sitz in Wanzleben seien etwa in der Börde gerade 15 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche mit Mais bepflanzt, mindestens fünf Prozent weniger als noch vor Jahren. Die Gefahr der Monokultur Mais sieht Horstmann so eher nicht. Er befürchtet vielmehr, dass die Flächen, die derzeit für die Produktion von Energiepflanzen genutzt werden, doch einmal der Nahrungsmittelproduktion fehlen - Tank oder Teller ist aus seiner
Sicht das Thema der Zukunft.

So geht es auch seinem Landwirt-Kollegen Siegfried Partes aus Uthmöden (Landkreis Börde). "Ich kann es überhaupt nicht verstehen, wenn Photovoltaikanlagen am Boden aufgestellt werden", sagt er kopfschüttelnd. Jedenfalls dann nicht, meint er, wenn es mindestens minderwertig nutzbarer Acker ist. Er setzt darauf, seine Dächer mit Photovoltaik- Anlagen zu bestücken. Sein Kerngeschäft sind Kühe, die eine halbe Million Liter Milch im Jahr geben. Die Dächer seiner Stallungen und der anderen Betriebsgebäude bieten Platz. Begonnen hat er im Jahr 2009, knapp 500 Quadratmeter Dach mit Solarmodulen
zu versehen, zwei Jahre später weitere 200 Quadratmeter, und in diesen Tagen erweitert er noch einmal um 2000 Quadratmeter. Seine Erfahrung war bisher gut. Also setzt er auf dieses Pferd. Und hatte bisher viele Sonnenstunden. "Es waren mehr Erträge als zuvor theoretisch errechnet", erläutert er.

Sind die neuen Geschäftsfelder denn leichter verdientes Geld? Ja und nein zugleich, meinen beide. Horstmann weiß um den großen Arbeitsaufwand mit Biogasanlagen. Manchmal muss er mehrmals nachts hinaus, weil es etwas zu überwachen oder zu korrigieren gibt. Dafür seien die Erträge mit der Anlage gut. "Bei Photovoltaik haben sie eine hohe Anfangsinvestition von ein paar hunderttausend Euro", gibt Partes das Risiko für ihn zu bedenken. Zwar sei Photovoltaik pflegeleichter als eine Biogasanlage, und es gebe 20 Jahre Einspeisegarantie für den Strom. Aber wie diese Jahre verlaufen, dazu gebe es bislang überhaupt keine Erfahrung. "So bleibt es ein Sprung ins kalte Wasser."