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In Gerwisch stehen 250 Hektar unter Wasser / 131 Rinder mussten in Niegripp vom Grünland Landwirte: Schäden im sechsstelligen Bereich

Von Tobias Dachenhausen 22.06.2013, 03:10

Überschwemmte Flächen, ruinierte Ernte - das Hochwasser hat auch die Landwirte der Region hart getroffen. Allein der Ernteausfall bei den Betroffenen geht in die Hunderttausende Euro.

Burg/Gerwisch/Niegripp l 250 Hektar, die Hälfte der Anbaufläche der Agrargenossenschaft Gerwisch steht unter Wasser. "Es sind Umflutflächen, wenn das Pretziener Wehr gezogen wird, sind die weg und damit müssen wir immer rechnen", sagt Matthias Wölk, fügt aber an: "Der Zeitpunkt war absolut ungünstig. Die ganze Aussaat wurde durchgeführt. Im August wäre die Ernte durchgewesen." Den Verlust an Ernteertrag beziffert der Geschäftsführer auf 300000 Euro. Nun muss abgewartet werden, bis die Flächen wieder befahrbar sind. "Wenn es nicht regnet, können wir frühestens in vier bis sechs Wochen wieder drauf. Dann werden die Flächen wieder bewirtschaftet mit Aussendungen, die so nicht geplant waren", sagt Wölk.

Ähnlich sieht es bei der Agrargenossenschaft Niegripp aus. 38 Hektar Raps, 30 Hektar Wintergerste, acht Hektar Weizen und vier Hektar Roggen sind hier betroffen. Den Erlösausfall beziffert Vorstandsvorsitzende Christine Ruby auf knapp 100000 Euro. Hinzu kommen 214 Hektar Grünland, die durch das Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurden. 360 Tonnen Heu im Wert von 50000 Euro sind ebenso nicht mehr zu gebrauchen. Des Weiteren musste hier eine Mutterkuhherde mit 131 Tieren im Stall untergebracht werden. "Noch ist ungewiss, wann sie wieder aufs Grünland zurück können und ob das Futter ausreicht", erzählt Ruby. Die Drängwasser-Schäden bei den Feldfrüchten seien erst nach der Ernte abschätzbar.

Eine grobe Einschätzung des Gesamtschadens der Landwirte im Landkreis ist schwierig. "Bisher läuft noch die Bestandsaufnahme", erklärt Edmund Herrmann, Vorsitzender des Bauernverbandes Jerichower Land. "Fakt ist, dass das Hochwasser bisher um die 10 000 Hektar Land beschädigt hat. 40 Betriebe sind betroffen, die im Norden liegenden besonders stark." Für die Betroffenen heißt es nun: Schäden an den Gebäuden begutachten, das Vieh wieder in die Ställe verlegen und die Futterbestände prüfen lassen. "Das Verlegen der Tiere war Teamarbeit. Die Landwirte haben das untereinander geregelt. Insgesamt wurden über 2000 Rinder, Milchkühe und Schafe auf elf benachbarte, nicht gefährdete Höfe gebracht", so der Vorsitzende. Besonders der Umgang mit dem vom Hochwasser eventuell geschädigten Futter muss nun erfolgen. "Das Veterinäramt hat uns Hinweise zum gewissenhaften Umgang mit diesen Futterbeständen weitergeleitet, die es nun gilt, umzusetzen." Eine gewisse Menge des eingelagerten Viehfutters sei verpackt gewesen, weiß Herrmann, und vom Rest werde man erst einmal Proben entnehmen. Die Frage, was mit den Ländereien passiert, wenn das Wasser entgültig zurückgegangen ist, beschäftigt den Verband besonders. "Bisher wurde da nichts entschieden. Aber die Zeit drängt, da die feuchten Gebiete schnell modrig werden und faulen." Eine Möglichkeit wäre, so der Vorstand, die Grünländer gemeinsam mit der Feuerwehr kontrolliert zu verbrennen. "Ich hoffe wirklich, dass sich darum bald gekümmert wird." Die wohl größte Sorge der Landwirte wird derzeit aber die finanzielle Unterstützung sein. Denn sind die Gesamtschäden erfasst, könnten diese für viele enorm hoch ausfallen. "Natürlich gibt es die Soforthilfe von 5000 Euro. Darüber hinaus geben wir Listen an die Landwirte aus, um ihre Schäden einzutragen. Wie hoch der Entschädigungsanteil am Ende ausfallen wird, ist noch in der Beratungsstufe des Ministeriums. Darum rufen wir gemeinsam mit der Schorlemer Stiftung alle Bauern und Unternehmen, die nicht durch das Hochwasser geschädigt wurden, zu einer Spendenaktion auf", so Herrmann.