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Marketing Minister beendet Billiglohn-Werbung

Von CDU bis Linke - niemand ist mit der Investorenwerbung zufrieden. Zu beliebig, zu viel Billiglohn-Werbung.

Von Jens Schmidt 24.01.2019, 00:01

Magdeburg l Niedrige Löhne, moderate Grundstückspreise, hohe Fördersätze: Jahrelang warb Sachsen-Anhalt damit um Firmen und Jobs. Und lange Zeit ging die Landesmarketinggesellschaft IMG damit auf Werbetour. Mit einem gewissen Erfolg. Die Massenarbeitslosigkeit ist beendet, die Beschäftigtenzahlen steigen. Allerdings ist nur ein Viertel der Firmen tarifgebunden. Gut 36 Prozent von Sachsen-Anhalts Beschäftigten bekommen für einen Vollzeitjob weniger als 2100 Euro – und mithin einen Niedriglohn. SPD und Linken stinkt das schon lange.

Doch mit dem Landesmarketing unzufrieden ist auch die CDU. Zu beliebig, zu verzettelt. Die IMG warb in allen Branchen und überall. Eine Messe dort, eine Delegationsreise da – zudem sollte die IMG Gewerbeflächen vermarkten und zugleich auch Touristen anlocken. „Das ist ein Gemischtwarenladen, dem ein klares Profil fehlt“, sagt CDU-Fraktionsvize und Wirtschaftspolitiker Ulrich Thomas. „Wir müssen weg von Klein-Klein und gezielt Investoren ansprechen“, sagt er. Etwa in China. Andere seien da offenbar besser. „Vielleicht auch deswegen geht ein Batteriewerk nach Thüringen.“ Der chinesische Hersteller CATL will im Nachbarland ein Zellenwerk errichten. Die Linke kritisiert denn auch, dass Sachsen-Anhalt als einziges Bundesland noch keine Partnerregion in China habe. „Da verpennen wir die Entwicklung“, sagte ihr Tourismuspolitiker Wulf Gallert.

Wirtschaftsministerium und IMG verwiesen gestern zwar auf 45 Neuansiedlungen und Erweiterungen im vorigen Jahr – doch vollends zufrieden ist man damit selber nicht. Wirtschaftsminister Armin Willingmann will, dass die IMG künftig gezielt um Hightechfirmen und Hochlohnbetriebe wirbt. „Die Zeiten, in denen im Wesentlichen mit freien Flächen und niedrigen Löhnen geworben wurde, sind vorbei“, sagte Willingmann. Im Kern geht es jetzt um die Branchen Chemie, Medizintechnik, Biologie und Automobil.

Vor allem auf diesen Feldern bilden Unis und Hochschulen Sachsen-Anhalts Ingenieure aus. In Zeiten wachsenden Fachkräftemangels müsse die IMG einem potenziellen Investor auch sagen können, woher er die Leute bekommt, meint Willingmann. IMG-Chef Thomas Einsfelder sagte: „Wir müssen gemeinsam nicht nur um Gäste und Unternehmen werben, sondern auch um die besten Köpfe.“

Einsfelder sucht auch nach einer neuen Kampagne. Nach dem „Land der Frühaufsteher“ und dem „Ursprungsland der Reformation“ wirbt Sachsen-Anhalt derzeit mit dem Slogan „Modern denken“ fürs Bauhausjubiläum. Möglicherweise wird dieser Spruch für die nächsten Jahre übernommen –ergänzt um „Modern handeln“, sagte Einsfelder.

Das Jahres-Budget der IMG wurde um 550.000 Euro auf 6,35 Millionen Euro erhöht. Die 38-köpfige Mannschaft soll befristet um drei Mitarbeiter aufgestockt werden.

Beim Tourismus soll sich die IMG künftig auf die großen Themen wie Bauhaus oder Wörlitzer Gartenreich konzentrieren. Die Kleinarbeit vor Ort soll verstärkt der Landestourismusverband übernehmen. Die Koalition aus CDU, SPD und Grünen hat daher das Budget des Verbandes vervierfacht: auf satte 1,4 Millionen Euro.

Linke-Tourismuspolitiker Gallert hält das für „Kokolores“: „Da wird ein Verband mit Geld zugeschüttet, ohne Konzept.“ Nach Auffassung der Linken gehört das Tourismusmarketing weiter in die Hände der landeseigenen IMG. „Sachsen-Anhalt muss sich als guter Wirtschafts- und Lebensort sowie als attraktives Reiseland darstellen.“