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Maskenpflicht Kaiser: "Ein Symbol für allen Ärger"

Der Sozialpsychologe Florian Kaiser von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg über die Maskenpflicht und deren Auswirkungen.

09.09.2020, 07:25

Magdeburg l Ob in der Bahn oder beim Einkaufen im Supermarkt: Mittlerweile gehört die Maskenpflicht zu unserem Alltag. Doch wie verändert die Maskenpflicht unsere Art zu kommunizieren und kann man Maskenverweigerer vom Gegenteil überzeugen? Ein Gespräch mit Florian Kaiser, Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie.

Herr Kaiser, mal ehrlich, wie halten Sie es mit der Maskenpflicht?
Florian Kaiser: Ich nehme sie einfach hin. Sie ist nichts, worüber ich mich derzeit aufrege, weil ich weiß, dass es andere schützt, wenn ich eine Maske trage.

Wie steht es generell um die soziale Akzeptanz der Maske im Alltag?
Sie scheint zunehmend geringer zu werden. Mein Eindruck ist, dass die Maske mittlerweile symbolisch für alle Corona-Maßnahmen und –Regeln steht. Man bekämpft die Maske auch deshalb, weil man irgendwie genug hat von all den Einschränkungen. Die Maske macht uns dauernd bewusst, dass wir in einer außergewöhnlichen und unangenehmen Situation sind und wird deshalb zum Symbol für allen Ärger.

Wie kann man denn Maskenverweigerer überzeugen, dass die Maskenpflicht richtig und wichtig ist?
Fragen wir mal andersrum: Kann man jemanden davon überzeugen, dass rechts fahren besser ist als links fahren oder umgekehrt?

Naja, das regelt ja schon unsere Straßenverkehrsordnung.
Das stimmt. Aber da gibt es auch kein richtig oder falsch. Wir könnten ja genauso gut wie in England auf der anderen Straßenseite fahren, solange sich nur alle daran halten. Worauf ich hinaus will: Die Maskenpflicht ist eine Konvention. Die Politik hat das als Maßnahme festgelegt und eigentlich geht es nur darum, ob wir diese Konvention einhalten wollen oder nicht.

Dennoch weiß man aber: Wenn ich die Maske trage, schütze ich andere vor einer möglichen Infektion mit dem Virus.
Eigentlich kann und sollte man keine Aussage verabsolutieren. Es gibt auch hier wie überall in der Wissenschaft grundsätzlich kein „so ist es“. Sie werden auch Wissenschaftler finden, die sagen, naja, vielleicht übertreiben wir es mit der Maske bzw. ihrer Wirksamkeit.

Wie verändert das Tragen der Maske unsere Art zu kommunizieren?
Unsere Kommunikation von Angesicht zu Angesicht wird ja nicht nur durch die Sprache und den Inhalt beeinflusst. Nonverbale Mimik und Gestik sind ebenfalls wichtig.

Was bedeutet es für unsere Kommunikation, wenn die Mimik fehlt?
Man kann die Bedeutung von Worten gelegentlich schwer einschätzen. Ist etwas ironisch gemeint, braucht man fast mit Sicherheit den Gesichtsausdruck. Die Einordnung des Inhalts fällt extrem schwer, wenn die nonverbalen Signale fehlen. War das jetzt wütend gemeint oder eine nett gemeinte Ermahnung? War das ein Witz oder Ernst? Diese Fragen lassen sich ohne nonverbale Signale schwer beurteilen.

Was hat das für Konsequenzen im Umgang miteinander?
Über langfristige Effekte kann man noch nichts sagen. Ich bin da aber nicht pessimistisch. Kurzfristig sorgt die Maskenpflicht für Unsicherheit im Umgang miteinander und wir empfinden die Atmosphäre oft als weniger freundlich. Sobald wir aber wieder maskenfrei sind, wird auch unsere Interaktionskultur wieder ins gewohnte Muster zurückfallen.