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Verwaltungsrat möchte morgen neuen Kandidaten nominieren MDR-Intendantenwahl: "Deutliche Signale" für Wille

08.10.2011, 04:23

Gera/Magdeburg (wb/epd) l Rund zwei Wochen nach der gescheiterten Intendantenwahl beim MDR will der siebenköpfige Verwaltungsrat morgen in Gera erneut einen Kandidaten nominieren. Der erste Personalvorschlag, Chefredakteur Bernd Hilder von der "Leipziger Volkszeitung", war Ende September überraschend deutlich im Rundfunkrat gescheitert. Bei der Abstimmung hatten von den anwesenden 41 Mitgliedern nur zwölf für den 52-Jährigen als Nachfolger des scheidenden Intendanten Udo Reiter (67) gestimmt. Hilder hätte eine Zweidrittelmehrheit für sich benötigt.

Drei Wochen zuvor war Hilder nach einem stundenlangen Abstimmungskampf erst im vierten Wahlgang vom CDU-dominierten MDR-Verwaltungsrat mit fünf zu zwei Stimmen aufgestellt worden. Im ersten Wahlgang hatte noch MDR-Chefjuristin Karola Wille (52) mit vier zu drei Stimmen vorn gelegen. Nach der Entscheidung pro Hilder wurde in den Medien über eine Einflussnahme der CDU-geführten sächsischen Staatskanzlei und ihres Chefs Johannes Beermann spekuliert. Der Deutsche Journalistenverband kritisierte alle Versuche politischer Einflussnahme auf MDR-Gremien in deutlichen Worten.

Rechtlich ist jetzt der Verwaltungsrat, der laut MDR-Staatsvertrag die Kandidaten für das Amt des Intendanten nominiert, frei in seiner Entscheidung. Er kann die Kandidatensuche neu beginnen oder einen der Bewerber nominieren, die in der Vorauswahl unterlegen waren.

Für morgen hat der Verwaltungsrat neben Wille den stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra sowie MDR-Hörfunkchef Johann Michael Möller eingeladen. Spitra gehörte bereits zum ersten Bewerberkreis, hatte aber keine Stimme erhalten.

Die Entscheidung über das Amt trifft am Ende allerdings nicht der Verwaltungsrat, sondern der Rundfunkrat. Dieser müsste bis zum Monatsende einen Nachfolger für Reiter wählen, der nach 20 Jahren sein Amt zum 31. Oktober vorzeitig aufgibt.

Nach der Kandidatenpleite herrscht im konservativen Lager des Verwaltungsrates vor dem zweiten Anlauf spürbare Angst vor einer zweiten Niederlage. Karl Gerhold, CDU-Landesschatzmeister und einer von zwei Vertretern Sachsen-Anhalts im Verwaltungsrat, wollte auf Nachfrage keinerlei Kommentar abgeben.

Entspannt zeigte sich dagegen der zweite sachsen-anhaltische Vertreter, der ehemalige DGB-Landeschef Jürgen Weißbach (SPD). "Ich habe aus dem Rundfunkrat in den letzten Wochen deutliche Signale erhalten, dass wir mit jedem Vorschlag scheitern würden, der nicht Karola Wille lautet", sagte Weißbach gestern der Volksstimme. Er bescheinigte der Juristin, "im Verwaltungsrat eine hervorragende Vorstellung abgeliefert" zu haben.