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Medizinstudium Ärztekammer verteidigt Numerus clausus

Simone Heinemann-Meerz, Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, verteidigt den Numerus clausus.

Von Alexander Walter 05.10.2017, 01:01

Magdeburg l Das Bundesverfassungsgericht befasst sich seit Mittwoch mit der Zulassungspraxis fürs Medizinstudium. Die Richter sollen prüfen, ob die Zugangsbeschränkung per Numerus clausus (NC) gegen das Grundrecht auf freie Wahl der Ausbildungsstätte verstößt. Wegen stetig gestiegener Bewerberzahlen liegt der NC inzwischen fast bundesweit bei 1,0. Volksstimme-Reporter Alexander Walter sprach mit Simone Heinemann-Meerz, Präsidentin der Landesärztekammer, über die Vergabepraxis.

Volksstimme: Frau Heinemann-Meerz, ist der Numerus clausus als Kriterium für die Studienplatzvergabe noch sinnvoll?
Simone Heinemann-Meerz:
Wir haben nichts Besseres. Wir haben sehr viele Bewerber für eine begrenzte Zahl von Studienplätzen, die überdies viel Geld kosten. Hier brauchen wir die Besten. Die Medizin ist ein anspruchs- und verantwortungsvolles Berufsfeld. Da möchte ich keine Medizinstudenten haben, die im Abi die Note 3 hatten.

Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass soziale Fähigkeiten künftig eine stärkere Rolle bei der Platzvergabe spielen sollten. Kollegen von Ihnen sehen das ähnlich...
Also, da muss man die Kirche schon im Dorf lassen. Natürlich könnte man soziale Fähigkeiten in Assessment-Centern messen lassen, so etwas gibt es in bestimmten Branchen ja auch. Wir reden aktuell aber von 43.000 Bewerbern auf gut 9000 Plätze. Der Aufwand, Fähigkeiten wie Empathie zu messen, wäre immens. Ich meine, wer Medizin studieren will, muss sich in der Schule hinsetzen und gute Noten erzielen.

Der Ärztemangel ist in Sachsen-Anhalt ein wachsendes Problem. Gibt es zu wenig Studienplätze?
Möglicherweise gibt es auch zu wenig Studienplätze. Alle reden ja vom Ärztemangel. Andererseits ist die Lage bei der Versorgung mit Hausärzten so schlecht nicht. Engpässe haben wir vor allem bei der fachärztlichen Versorgung.

Wie viele Studienplätze mehr bräuchten wir?
Genau da liegt das Problem. Niemand hat bislang berechnet, wie groß der Bedarf ist und wie viele Stellen wir tatsächlich bräuchten.

Der Ärztemangel ist auch strukturell bedingt. Junge Ärzte wollen in die Städte, nicht aufs Land. Was kann man tun?
Sinnvoll wäre in jedem Fall, mehr Wert auf die regionale Verteilung von Ärzten zu legen, hier sollte man Anreize schaffen. Andererseits brauchen die Leute nicht immer eine originär medizinische Versorgung. Oft geht es eher um Zuwendung oder darum, dass der Rollator ins Haus kommt. Das muss nicht unbedingt der Arzt machen. Gut ausgebildete Fachkräfte können das ebenso gut tun – früher waren das die Gemeindeschwestern.