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Mehrarbeit 194.000 Überstunden bei der Polizei

Sachsen-Anhalts Polizisten ächzen unter einem Überstunden-Berg. Auch in anderen Berufsgruppen ist Mehrarbeit im Land gang und gäbe.

Von Michael Bock 08.03.2019, 00:01

Magdeburg l Ob Absicherung von Fußballspielen, Innenministerkonferenz oder Demonstrationen wie in Köthen: Vor allem bei der Landesbereitschaftspolizei hat sich im vorigen Jahr ein Berg von Überstunden angehäuft. Aktuelle Zahlen aus dem Innenministerium besagen, dass dort genau 101 347 Mehrarbeitsstunden anfielen. Statistisch gesehen sind das etwa 200 Überstunden pro Bereitschaftspolizist. 2017 hatte die Bereitschaftspolizei sogar 130.669 Überstunden geschrubbt. Auch im Landeskriminalamt sind Mehrstunden übliche Praxis. 2018 waren es 37 935, im Jahr davor 66.566.

Insgesamt wurden 2018 bei der Polizei 194 655 Überstunden verbucht (2017: 283 740). Diese müssen zum größten Teil abgebummelt werden. Nur gut 20 000 Überstunden wurden finanziell vergütet. Knapp 170 000 Überstunden sind in dieses Jahr übertragen worden. Der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Uwe Bachmann, sagte, der deutliche Rückgang von Zusatzarbeit sei positiv. Dennoch sei die Zahl immer noch viel zu hoch. Entspannung verspricht sich das Innenministerium davon, dass die Zahl der Polizisten – Ende 2018 waren es knapp 5600 – deutlich erhöht werden soll – bis zum Jahr 2021 auf 6400 und perspektivisch auf 7000.

Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) sagte: „Da die Zahl der Absolventen von der Fachhochschule der Polizei ab September sprunghaft ansteigen wird, gehen wir davon aus, dass sich die hohe Einsatzbelastung der einzelnen Beamten und die dadurch anfallenden Mehrarbeitsstunden weiter reduzieren.“ Allein im vorigen Jahr wurden 530 Polizeianwärter eingestellt.

Bundesweit ist im vorigen Jahr die Zahl der Überstunden von Polizisten mit 22 Millionen auf Rekordniveau geblieben.

Auch Sachsen-Anhalts Lehrer schieben Überstunden vor sich her. Seit 2013 stieg die Zahl um ein Drittel – von 159 000 auf zuletzt 212 000 Stunden im Schuljahr 2018/19. Das geht aus aktuellen Daten des Bildungsministeriums hervor. Besonders betroffen sind Grundschulen. Hier ging die Zahl rasant nach oben – von 17 800 auf 26 400 Stunden und somit um fast 50 Prozent.

Lehrer dürfen eigentlich nicht mehr als 80 Überstunden ansammeln. Doch der Wert wird oft überschritten. Angesichts des drastischen Lehrermangels ist es kaum möglich, Mehrstunden abzufeiern. Daher wurde im vorigen Jahr beschlossen, dass zunächst Extra-Stunden oberhalb der 80-Stunden-Marke bezahlt werden. Pro Stunde gibt es je nach Schulform zwischen 23 und 33 Euro. Geplant ist, dass sich Lehrer in diesem Jahr jede einzelne Überstunde vergüten lassen können. Bildungsstaatssekretärin Eva Feußner (CDU): „Unser Ziel ist es, die freiwillige Mehrarbeit finanziell attraktiv zu gestalten. Besonders für junge Lehrkräfte könnte dies interessant sein.“

Sachsen-Anhalts Arbeitnehmer haben 2017 insgesamt 29,1 Millionen Mehrstunden geleistet. Deutschlandweit schrubbte im vorigen Jahr jeder Arbeitnehmer durchschnittlich 26,5 bezahlte Überstunden.