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Mikroplastik Keine Fördermittel mehr für Kunstrasen

Förderanträge von Kunstrasenplätzen mit Gummigranulat werden in Sachsen-Anhalt gegenwärtig nicht mehr bewilligt.

23.07.2019, 08:34

Magdeburg l Noch ist nichts beschlossen, doch allein das drohende EU-Verbot von Kunstrasenplätzen mit Gummigranulat zeigt Wirkung. „Neue Förderanträge von Kunstrasenplätzen mit Gummigranulat werden nicht mehr bewilligt", teilte Danilo Weiser, Sprecher des Ministeriums für Inneres und Sport, mit. Derzeit noch laufende Anträge müssen demnach überarbeitet werden.

Hintergrund ist der angestrebte, europaweite Verzicht auf Mikroplastik. Die kleinen Kunststoffteilchen stecken im Gummi-Granulat, das auf den meisten Kunstrasenplätzen im Land als Füllstoff verwendet wird. Das Problem: Die Körner bleiben an der Kleidung hängen, werden vom Wind weitergetragen und belasten die Umwelt. So gelangen die Partikel durch die Erde ins Grundwasser, werden von Wurzeln aufgenommen und landen in der Nahrungskette.

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Als ökologische Alternative beim Füllmaterial gilt Kork oder Sand. Doch es gibt viele offene Fragen. Entstehen dadurch Mehrkosten? Und wenn ja, wer trägt diese? Ein Beispiel: Erst im März dieses Jahres wurde der Kunstrasen-Neubau im Oschersleber Jahn-Stadion genehmigt. Sportminister Holger Stahlknecht überbrachte einen Fördermittel-Scheck in Höhe von 415 000 Euro. Noch ist die Ausschreibung nicht öffentlich, Angebote wurden also noch nicht eingeholt. Oscherslebens Bürgermiester Benjamin Kanngießer sagt dennoch: „Die Nachfrage nach alternativen Füllmaterialien wird jetzt größer. Man kann davon ausgehen, dass es also teurer wird." Da die Haushaltsmittel des Landes begrenzt sind, geht die Stadt von einem höheren Eigenanteil aus. „Im Zuge einer nachhaltigen Ausrichtung ist das aber auch vertretbar", so Kanngießer.

Einige Vereine im Land haben schnell auf das drohende EU-Verbot reagiert und beim Füllmaterial auf Nachhaltigkeit gesetzt. Beim VfB Ottersleben in Magdeburg beginnt der Neubau des Kunstrasenplatzes in vier Wochen. „Unsere Planungsfirma hat uns über diese Problematik informiert, deshalb bauen wir jetzt mit Kork", sagte der VfB-Vorsitzende Wigbert Schwenke. Mehrkosten entstehen dadurch nicht. Bei Union Schönebeck beginnt der Neubau des Großplatz-Kunstrasens bereits Anfang August. Statt auf Gummi-Körnern laufen die Amateutfußballer hier bald über Quarzsand.

Und was ist mit bereits bestehenden Kunstrasenplätzen? Für diese Plätze forderte DFB-Vizepräsident Erwin Bugar am Dienstag einen Bestandsschutz. Zudem äußerte er, wie auch viele andere Kritiker, Zweifel an den bisher vorhandenen Daten. „Wir gehen davon aus, dass sich die Belastungswerte für die Umwelt durch Kunstrasenplätze geringer darstellen, als das an mancher Stelle derzeit spekuliert wird."

Noch bis Ende September führt die Europäische Chemieagentur (Echa) eine Erhebung zu den Auswirkungen von Gummigranulat auf die Umwelt durch. Ein Jahr später sollen die Stellungnahmen der Experten vorliegen.

Das drohende Verbot verunsicherte deutschlandweit tausende Vereine. Zum Hintergrund