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Miss Universe Aus dem Hörsaal ins Universum

Sophia Koch aus Halle ist Miss Universe Germany. Nun will sie die Schönste der Welt werden.

Von Elisa Sowieja 01.11.2017, 00:01

Halle l Sophia Koch muss kurz das Handy vom Ohr nehmen und fragen, wie noch mal die Stadt heißt, in die sie fährt. O.k., Winschoten. Muss man nicht kennen. Die 20-Jährige wird beim Telefoninterview gerade durch Holland chauffiert. Neben ihr auf der Rückbank: Nicky, die Miss Universe der Niederlande; am Steuer: Kim, die Betreuerin der beiden frisch gekürten Schönheitsköniginnen. „Wir treffen dort den Designer, der unsere Nationalkostüme entwirft“, erzählt Sophia Koch. Vorher waren die zwei schon in einem Laden, in dem sie Kleider für Las Vegas geliehen haben, später geht‘s noch zur Hairstylistin, um sich die Spitzen ihrer neuen Extensions schneiden zu lassen.

Das Leben der Hallenserin ist in diesen Tagen turbulent. Vor den Semesterferien saß sie noch in Vorlesungen an der Martin-Luther-Universität, Soziologie und Literaturwissenschaften. Nun reist sie binnen zwei Wochen von Köln über Brüssel in die Niederlande, dann kurz nach Halle und von dort weiter nach Hamburg.

Verändert hat sich ihr Leben Ende September. Da wurde sie in Bonn zur Miss Universe Germany gekürt. Im Internet hatte sie sich beworben, in der Endrunde setzte sie sich gegen neun Konkurrentinnen durch. Alle sieben Juroren stimmten für sie. Wenn Sophia Koch das erzählt, klingt sie zwar selbstbewusst, schafft es aber, nicht arrogant zu wirken. Sie ist wortgewandt, das könnte beim weltweiten Finale am 26. November in Las Vegas helfen.

„Miss Universe hat viel mit Politik zu tun“, erzählt sie. „Die Juroren stellen uns auf der Bühne Fragen über das, was in der Welt geschieht.“ Deshalb auch der Abstecher nach Hamburg, dort bereitet ein Coach für Miss-Wahlen sie darauf vor.

Begonnen hat die Model-Karriere der schönen Brünetten in ihrer Heimatstadt. „Ich wurde beim Casting fürs Schülerferienticket auf dem Boulevard angesprochen. Da war ich gerade mal 13.“ Von allein wäre sie da nicht auf die Idee gekommen, bei so was mitzumachen. Sie schaffte es auf das Ticket, es folgten viele Shootings, bei denen Fotografen entdeckten, wie wandelbar sie ist. Irgendwann ging sie zu einer Agentur. Seitdem posiert Sophia Koch für Designer und Zeitschriften. „Neulich war ich sogar auf dem Cover eines russischen Magazins.“

Wie ihre Chancen stehen, dass sie nun die erste deutsche Miss Universe seit 1961 wird, ist aus der Ferne schwer einzuschätzen, sagt Sophia Koch. „Auf Bildern erkennt man vielleicht 30 Prozent der Ausstrahlung. Ich vergleiche nicht, ob die anderen größer sind oder schönere Lippen haben als ich.“

Auch in der Whatsapp-Gruppe, in der sich die rund 90 Finalistinnen austauschen, spielt Konkurrenz bisher keine große Rolle, erzählt sie – zumindest nicht direkt. Was das Gepäck betrifft, mit dem die Missen anreisen, zeigen einige schon, was sie haben. Miss Thailand zum Beispiel hat verkündet, dass sie 16 Koffer mitbringt. Da kann die Hallenserin mit ihren drei Täschlein nicht mithalten. Sie sieht das aber entspannt. „In manchen Ländern ist die Wahl zur Miss Universe nun mal so wichtig wie bei uns die Fußball-WM.“

Egal, wie die Wahl ausgeht, Sophia Koch will erst mal in Halle wohnen bleiben. Dort lebt sie in einer WG mit ihrer besten Freundin: ihrer Mama. Auch zur Uni gehen will die 20-Jährige wieder, wenn sich der Trubel gelegt hat. Und sie will ihren Titel nutzen, um in ihrer Region soziale Projekte zu unterstützen.

Zum Schluss noch eine schlechte Nachricht: Die Miss aus Sachsen-Anhalt ist längst vergeben. An einen Fußballer vom 1. FC Köln, der auch sehr passabel aussieht.