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Mit dem Pionierausweis zu einer Kreditkarte kommen?

Von Martin Rieß 11.01.2012, 05:19

Frankfurt/Main l Statt in einen Inlandsflug ist ein Amerikaner in Chicago am Montag in einen Interkontinentalflug nach Frankfurt am Main gestiegen. Kurios, wie er überhaupt in das falsche Flugzeug gelangen konnte: Denn mit dabei hatte der 21-Jährige lediglich einen Studentenausweis - und der hätte in keinem Fall als Legitimation für einen solchen Flug ausreichen dürfen.

Immerhin beweist dieser Vorfall, wie freiheitlich die Welt heutzutage mancherorts zu sein scheint. In diesem Zusammenhang fällt mir nämlich sofort eine Begebenheit aus dem Jahr 1985 ein. Damals hatten die Behörden auch mir gegenüber bewiesen, wie unerbittlich sie sein können, wenn man nicht das richtige Dokument dabei hat. Meine Großmutter hatte sich im beschaulichen ostthüringischen Dorf Blankenstein (Saale) dazu entschlossen, mir zum Geburtstag ein Päckchen zu senden. Inhalt: Lebensmittel und ein Kinderbuch.

Dennoch reichte mein Pionierausweis einer gestrengen Mitarbeiterin der Deutschen Post der DDR in einem Magdeburger Postamt nicht aus, um mir die Postsendung auszuhändigen. Und da half kein Bitten und kein Betteln. Und wahrscheinlich hätte nicht einmal der Hinweis gereicht, dass sich in der Postsendung keinerlei verdächtige Inhalte befanden - weder westliche Zeitschriften noch Reiseführer für ausländische Destinationen oder gar Tickets für Interkontinentalflüge.

Vielleicht sollte ich meine alten Ausweise ja jetzt einmal wieder reaktivieren. Zumindest sollte doch der Pionierausweis mit Blick auf den amerikanischen Studenten ausreichen, um einen Kreditkartenvertrag zu bekommen. Und mein altes Mitgliedsbuch der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft würde ja jetzt vielleicht dafür genügen, um mir zu einem neuen Mobiltelefonvertrag zu verhelfen oder wenigstens um in einen Golf- oder Buchclub zu kommen.