Am kommenden Wochenende wird zum dritten Mal die "Ohre-Classic" veranstaltet / Start und Ziel ist Wolmirstedt / Jan Hofer fährt wieder mit Mit "Mr. Tagesschau" per Oldtimer in die Elbaue
Angefangen hat alles vor zwei Jahren mit drei Autos für den Festumzug zur 1000-Jahr-Feier von Wolmirstedt. Inzwischen sind die "Ohre-Classics" ein echter Höhepunkt im Kalender der Oldtimer-Fans von Sachsen-Anhalt. Ein Hotelier und ein Autohaus-Inhaber organisieren die Wertungsrundfahrt. 110 Fahrzeuge mit einigen prominenten Piloten starten am 19. Juni in Wolmirstedt.
Wolmirstedt. Bernd Rothämel nennt die "Ohre-Classic" liebevoll "mein Baby". Der gelernte Baumaschinenbau-Ingenieur war schon zu DDR-Zeiten als junger Mann stolzer Besitzer eines schicken EMW 340-2, Baujahr 1954, und später eines Adler Trumpf, Baujahr 1934. "Nach der Wende 1990 war erst einmal wenig Zeit für dieses Hobby", erzählt er. Rothämel wurde Imbissbuden-Unternehmer in verkehrsgünstiger Lage am Mittellandkanal und später Hotel-Inhaber in Wolmirstedt. 2009 zum Stadtjubiläum kam das "Baby" "Ohre-Classic" dann maßgeblich auf seine Initiative hin auf die Welt. Und um im Bild zu bleiben: Das "Baby" ist inzwischen zum strammen Burschen herangewachsen.
Kolonne darf über die Trogbrücke fahren
Am 19. Juni von 9 bis etwa 13 Uhr werden 110 Teilnehmer mit Oldtimer-Autos und Motorrädern zu einer Rundfahrt erwartet, die nicht nur von Wolmirstedt, Heinrichsberg, Rogätz, Rothensee und andere Gemeinden und in die nahe Elbauenlandschaft führt. Die "3. Ohre-Classic" wartet auch mit einem echten Höhepunkt auf: "Die ganze Kolonne wird auf ihrem Weg in beiden Richtungen die Trogbrücke am Wasserstraßenkreuz überfahren dürfen", erzählt Rothämel stolz.
Friedrich Koop, Leiter des Magdeburger Schifffahrts- und Wasserstraßenamtes, hat dem Bitten und Drängen der Organisatoren nachgegeben und eine Sondergenehmigung erteilt. Die historischen Fahrzeuge und Motorräder dürfen in Schrittgeschwindigkeit den Wirtschaftsweg auf der Brücke direkt neben dem Kanaltrog befahren. Die Chance auf ein Foto des chromblitzenden Lieblings neben und über dem Wasser von Mittellandkanal und Elbe dürfte wohl sobald nicht wiederkommen.
Vielleicht hat dieser Sondergenehmigung auch ein klein wenig auf die Sprünge geholfen, dass mit Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) und Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) gleich zwei hochrangige Landespolitiker oldtimermäßig als Schirmherren und Piloten mit von der Partie sind. Aus Tschechien hat außerdem der Präsident des dortigen Mercedes-Clubs sein Kommen zugesagt, Dr. Jaroslav Vetvicka. Der Mediziner hatte zur Olympiade 2008 in Peking die tschechischen Athleten als Mannschaftsarzt betreut. Vetvicka kommt mit einem besonderen Gefährt: dem Dienstwagen von Ex-KP-Chef Alexander Dubcek ("Prager Frühling"), einem Mercedes mit Heckflossen.
Prominentester Teilnehmer ist aber sicherlich Tagesschau-Sprecher Jan Hofer, der extra aus Hamburg anreist und "am Nachmittag auch gleich wieder zurück nach Hamburg muss, weil er am Abend Tagesschau-Dienst hat", erzählt Bernd Rothämel. Jan Hofer nimmt bereits zum dritten Mal an der "Ohre-Classic" teil. Im ersten Jahr kam der bekennende Oldtimer-Fan mit einem "Austin Ealey" aus den 1960er Jahren nach Wolmirstedt, ein Jahr später fuhr er mit einem "Mercedes 220 S Ponton" aus den 1950er Jahren mit. Womit Jan Hofer 2011 vorfährt, ist noch ein Geheimnis.
Hotelier Rothämel, selbst vielfach in Deutschland bei Oldtimer-Ausfahrten dabei, hatte "Mr. Tagesschau" auf einer dieser Touren kennengelernt und 2009 zur 1000-Jahr-Feier nach Wolmirstedt eingeladen. "Seither ist er immer gekommen. Er sagt, er findet die flache grüne Landschaft an der Elbe nördlich von Magdeburg sehr reizvoll", so Rothämel. Hofer sei ein "Oldtimer-Fan durch und durch". "Der Mann kann stundenlang über Autos fachsimpeln. Er hat sich in Hamburg extra eine Werkstatt neben sein Haus gebaut, um dort die meisten Reparaturen an seinen Fahrzeugen selbst ausführen zu können", erzählt der Wolmirstedter.
Dass sich ausgerechnet in Wolmirstedt eine so nachgefragte Oldtimer-Rundfahrt etablieren konnte, ist neben Rothämel auch dem Wolmirstedter Autohaus-Inhaber Michael Wesemann zu danken – auch ein Oldtimerfan. Wesemann: "Wir haben gemeinsam unsere Oldtimer-Adressbücher herausgeholt und ordentlich Werbung gemacht. Ich im Osten, Bernd Rothämel im Wes-ten", erzählt er. Mit der Tourgestaltung, die jetzt zum dritten Mal neu aufgelegt wird, scheinen die beiden Männer den Nerv der Teilnehmer zu treffen. Viele Fahrer sind "Wiederholungstäter". Die mit den weitesten Anreisen kommen in diesem Jahr aus Frankfurt/Oder, Hamburg und dem Ruhrgebiet.
Große Stützpunkte für Zwischenprüfungen sind zum Beispiel in Rogätz und in Hohenwarthe an der Trogbrücke vorgesehen. Den beiden Organisatoren ist wichtig, dass die Teilnehmer nicht nur ihre edlen Gefährte präsentieren, sondern auch die landschaftlichen Schönheiten der Region sehen und mit Anwohnern ins Gespräch kommen. Alle Antworten tragen die Teilnehmer dann in ihre "Roadbooks" ein, so dass am Ende aus mehreren Wertungen dann ein Sieger ermittelt werden kann. Die Siegerehrung wird um 15 Uhr in Wolmirstedt stattfinden.
Mit Anwohnern ins Gespräch kommen
So müssen die Teilnehmer an den verschiedenen Stützpunkten nicht nur Geschicklichkeitsaufgaben erfüllen, die wohl auch mit viel Spaß zu tun haben. "Sie sollen Anwohner befragen, um Fragen zu regionalen Besonderheiten beantworten zu können. Zum Beispiel wie heißt der Hausarzt in einem bestimmten Ort", erzählt Wesemann. Welche Aufgaben die "3. Ohre-Classic" genau bereithält, verraten die beiden Männer nicht. "Aber es wird bestimmt wieder sehr lustig", sind sie sicher.