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Wolfsabwehr Tierärzte warnen vor Herdenschutzhunden

Nach einer tödlichen Attacke warnen Tierärzte vor Herdenschutzhunden. Wolfsschützer in Sachsen-Anhalt sprechen von "totalem Unsinn".

Von Alexander Walter 23.12.2017, 00:01

Magdeburg l So viele Nutztiere wie nie haben Wölfe 2017 in Sachsen-Anhalt gerissen. 122 getötete Schafe und 43 Rinder-Kälber zählten Statistiker. Als wirksame Vorbeugung haben sich Elektrozäune in Kombination mit Herdenschutzhunden erwiesen. Doch ausgerechnet die Hunde geraten nun in die Kritik. Nach einer tödlichen Attacke auf eine Seniorin in Baden-Württemberg durch einen Hund der Rasse Kangal warnen Tierärzte dort vor Gefahren. „Der Herdenschutzhund ist kein geeignetes ‚Anti-Wolf-Instrument‘, sondern für Dritte im höchsten Grade risikobehaftet“, sagte Thomas Steidl, Präsident der Tierärztekammer Baden-Württemberg.

In Sachsen-Anhalt setzen rund 20 Tierhalter Herdenschutzhunde ein. Das Land fördert seit April die Anschaffung der Rassen Pyrenäenberghund und Maremmano-Abruzzese. Die Frage nach dem Gefährdungspotenzial beantwortet das Umweltministerium indirekt: Mit der Begrenzung der Förderung auf zwei Rassen und der Auflage einer Ausbildungsprüfung sei ein Kompromiss gesucht worden, sagte Sprecherin Jenny Schwarz. Er solle „einerseits eine Schutzfunktion realisieren und andererseits eine Gefährdung von Personen möglichst ausschließen.“

Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe, die Schäfern Schutzhunde zur Verfügung stellt, hält die Einschätzung aus Baden-Württemberg für „totalen Unsinn“. „Das A und O ist eine vernünftige Ausbildung“, sagte Vorsitzender Peter Schmiedtchen. Schutzhunde gelten in Sachsen-Anhalt nicht per se als gefährlich. Hamburg und Hessen haben zumindest den Kangal als gefährlich eingestuft.