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Nach Demos Köthen plant Fest für Demokratie

Wieder gab es in Köthen nach dem Tod eines 22-Jährigen eine rechtsgerichtete Demo und Gegenprotest. Die Stadt will gegenlenken.

17.09.2018, 05:28

Köthen (dpa) l Nach einer erneuten rechtsgerichteten Demo und Gegenprotest will die sachsen-anhaltische Kleinstadt Köthen ihre demokratische Bürgerschaft stärken. Die Stadt wolle gemeinsam mit der Hochschule am 29. September ein Fest der Demokratie ausrichten, um ein Zeichen zu setzen, sagte Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. "Köthen ist bunt, war bunt und bleibt bunt", ergänzte er.

Am Sonntag waren eine Woche nach dem Tod eines 22-Jährigen wieder viele Menschen einem Aufruf von rechtsgerichteten Vereinen gefolgt. Die Polizei bezifferte ihre Zahl auf rund 1400. Auch die AfD war präsent. Eine Gegendemo zog mit 850 Menschen weniger Teilnehmer an. Die Polizei war mit einem Großaufgebot samt Reiterstaffel in Köthen. Wasserwerfer standen bereit, kamen aber laut Polizei nicht zum Einsatz.

Unter anderem hatte das fremdenfeindliche Pegida-Bündnis und der rechtsgerichtete Verein „Zukunft Heimat“ aus Brandenburg zu der Demo in Köthen  aufgerufen. Auch prominente AfD-Vertreter aus Sachsen-Anhalt wie Ex-Fraktionschef André Poggenburg und Daniel Roi waren anwesend. Am Rande sprach Poggenburg von einer „Gewaltserie“, die es in Deutschland gebe, und machte die Politik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dafür mitverantwortlich. Roi kritisierte die Medien und die „Doppelmoral des linken Establishments“. Im Publikum die üblichen Kampfrufe: „Lügenpresse“, „Merkel muss weg“, „Volksverräter“.  Viele Deutschlandfahnen wehten, auf Plakaten standen Aufschriften wie: „Wir sind Chemnitz! Wir wollen keine Messermänner“, auf einem Transparent war „Danke Herr Maaßen für die Wahrheit“. Etwa zeitgleich setzte sich am Bahnhof in Köthen eine Gegendemo gegen rechte Hetze in Bewegung, zuvor hatte es dort zunächst eine Kundgebung gegeben.

Nach den Demonstrationen blieb es auch bis zum frühen Morgen ruhig, wie das Lagezentrum des Innenministeriums mitteilte. Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) dankte den Polizeikräften und sprach von einem "guten und umsichtigen Einsatz". Die Unterstützung durch die Bundespolizei sowie aus sechs Bundesländern sei ein sichtbares Zeichen für Solidarität, sagte er der dpa. Eine detaillierte Auswertung des Demogeschehens will der CDU-Politiker am Montagnachmittag in Magdeburg bekanntgeben.

Es war die dritte rechtsgerichtete Demo in Köthen seit dem Tod des 22-Jährigen. Nach Behördenangaben starb der schwer herzkranke Deutsche an einem Infarkt, nachdem er sich schlichtend in einen Streit zwischen mehreren Afghanen eingeschaltet hatte und ins Gesicht geschlagen wurde. Zwei 18 und 20 Jahre alte Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Bei der ersten Spontandemo vor einer Woche waren laut Verfassungsschutz rund 500 Rechtsextreme unter den 2500 Teilnehmern. Es wird unter anderem wegen Volksverhetzung ermittelt. Die Stadt will mit dem Fest für Demokratie auch anknüpfen an eine Aktion am Samstag, als bunte Kreidebotschaften auf Straßen und Plätze gemalt wurden für ein friedliches Köthen.