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Nach Jubiläum Durchatmen nach Lutherjahr 2017

2017 strömten zum Reformationsjubiläum Tausende Gläubige und Touristen zu Martin Luthers Wirkungsstätten. Was ist geblieben?

29.10.2018, 23:01

Wittenberg/Eisenach/Torgau (dpa) l Nach Luther 2017 ist vor Luther 2018: Mit Gottesdiensten, Festen und Führungen wird in diesem Jahr der Reformationstag (31. Oktober) gefeiert. Tausende Besucher erwarten die Organisatoren an den Ursprungsorten der Reformation in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Allerdings kommen den Angaben zufolge seit dem Reformationsjubiläum 2017, als sich der Thesenanschlag von Martin Luther (1483-1546) zum 500. Mal jährte und mit Großveranstaltungen und Sonderausstellungen gefeiert wurde, weniger Besucher zu den Gedenkstätten. Dennoch seien die Themen Reformation, Erneuerung in Kirche und Gesellschaft bei Touristen gefragt, ergab eine dpa-Umfrage.

Festgottesdienste, Konzerte aus der Zeit der Renaissance und ein historisches Marktspektakel mit Gauklern und altem Handwerk gibt es am 31. Oktober in der historischen Altstadt. In der Schlosskirche wird der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, predigen. An die Tür der Kirche soll Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel der Kirche – sich von Sünden freizukaufen – geschlagen haben.

Der traditionelle Gottesdienst am Abend des Reformationstages auf der Wartburg wird in diesem Jahr wegen der großen Nachfrage von der Burgkapelle in den großen Festsaal verlegt, wie ein Sprecher der Wartburg-Stiftung Eisenach sagte. Zuletzt zählte die Wartburg seit Oktober vergangenen Jahres aktuell mehr als 376 800 Besucher, die die dortige Lutherstube gesehen haben, wie er sagte. Auf der Wartburg hatte Luther das Neue Testament aus dem Griechischen und Lateinischen ins Deutsche übersetzt.

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) verleiht am Reformationstag erstmals einen Archivpreis. Der mit 2000 Euro prämierte erste Preis und der mit 1000 Euro prämierte zweite Preis gehen nach Thüringen an das Kirchspiel Ichtershausen-Holzhausen und an die Kirchengmeinde Beutnitz, wie ein EKM-Sprecher sagte. Mit der Auszeichnung sollen das ehrenamtliche Engagement für Archive und die lokale Bestandssicherung gefördert werden. Die Auszeichnungen werden nach einem Gottesdienst in Ichtershausen verliehen.

Wie das Leben als Mönch war, daran erinnern orginale Räume im ehemaligen Augustiner-Eremitenkloster in Luthers Geburtsstadt. Führungen durch das Gebäude mit originalgetreu hergerichteten Mönchszellen sind nach Angaben eines Sprechers der Stadt zunehmend gefragt. "Das Jubiläum wirkt noch nach", sagte er mit Blick auf das Interesse von Besuchern der Kleinstadt, die zudem eine Pilgerstation auf dem Jakobsweg sei. In Eisleben, Luthers Geburts- und Sterbeort, und im benachbarten Wohnort der Eltern in Mansfeld erinnern drei Museen mit neuen Dauerausstellungen an das Leben des Theologen – von seiner Geburt, Kindheit und Jugend bis zum Tod.

Sachsen-Anhalt hat mit vor allem mit den Lutherstädten Wittenberg und Eisleben die Ursprungsorte der Reformation, die trotz eines Besucherrückgangs gegenüber 2017 weiterhin Ziel vieler Touristen sind. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurden im ersten Halbjahr 2018 in Wittenberg rund 87 790 Übernachtungen von Besuchern gezählt, 2017 waren es im ersten Halbjahr rund 118 850. In der Lutherstadt Eisleben gab es von Januar bis Juni dieses Jahres rund 17 600 Übernachtungen, im Vergleichszeitraum 2017 waren es 21 400 Übernachtungen.

"Wir haben in diesem Jahr mehr Gäste aus dem Ausland begrüßen können, so aus den USA und Südkorea", sagte der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein. Auch die Nachfrage aus China für das Thema Luther und seine Zeit sei nach dem Reformationsjubiläum gestiegen. 2018 sei für die Museen der Stiftung wie erwartet bisher ein normales Jahr bei den Besucherzahlen. 2017 kamen allein in das Wittenberger Lutherhaus – dem größten reformationsgeschichtlichen Museum der Welt – mehr als 180.000 Besucher. 2018 werden laut Rhein 78.000 erwartet. 2016 waren es 64.000, im Jahr zuvor 80.000 Besucher.

Die Zahl der Stadtführungen, der Übernachtungen und der Museumsbesucher gingen 2018 erwartungsgemäß im Vergleich zu 2017 zurück, wie die Stadt mitteilte. Dennoch bleiben die Themen Reformation und Renaissance bei Gästen und Reiseveranstaltern die zentralen Ausgangspunkte für einen Besuch in Torgau. Die Ausstellungen im Schloss Hartenfels "Torgau. Residenz der Renaissance und Reformation" verzeichneten 2018 nur einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Die nordsächsische Stadt gilt als das politische Zentrum der Reformation. 60 Aufenthalte von Luther sind in der Stadt belegt. Rund 30 200 Gäste nahmen 2017 an Stadtführungen teil.

Das 360-Grad-Kunstwerk "Luther 1517" von Yadegar Asisi soll nach Angaben der Ausstellungsgesellschaft auch künftig ein breites Publikum ansprechen. Das Panorama war am 21. Oktober 2016 eröffnet worden. Seither kamen den Angaben zufolge bis zu 500.000 Besucher. Bis mindestens 31. Oktober 2021 soll das Rundbild nach bisherigen Planungen noch zu sehen sein. Es zeigt auf 15 mal 75 Metern Fläche Protagonisten der Reformation und ihren Alltag.