Evangelisches Kirchspiel lässt die Zukunft seiner Gesprächsreihe "Halberstädter Abend" noch offen Nach Streit um Sarrazin setzt Gemeinde Pfarrer Bartmuß vor die Tür
Halberstadt l Der neuerliche Streit um den "Halberstädter Abend" ist eskaliert. Nicht unerwartet hat der Gemeindekirchenrat des Evangelischen Kirchspiels jetzt eine personelle Konsequenz gezogen. Künftig werde auf die Mitarbeit von Pfarreri.R. Hartmut Bartmuß verzichtet, heißt es in einer knappen Mitteilung, die der Vorsitzende des Kirchengremiums, Frieder Liebrich, am Mittwoch ausgegeben hat. Zur Begründung führt Liebrich an, Bartmuß habe sich nicht zuletzt im aktuellen Konflikt falsch verhalten: "Der Gemeindekirchenrat sieht aufgrund von mangelndem bzw. fehlendem Abstimmungs- und Kommunikationsverhalten sowie falscher öffentlicher Schuldzuweisungen gegen den Gemeindekirchenrat keine vertrauensvolle Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit."
Hartmut Bartmuß, ehrenamtlicher Organisator und Moderator der "Halberstädter Abende", hatte die frühere Berliner Pädagogin Ursula Sarrazin für April eingeladen. Allerdings hatte sich der Gemeindekirchenrat gegen ihren Auftritt in Halberstadt ausgesprochen, auch "um Schaden von unserer Gemeinde abzuwenden", hieß es in der Begründung von Frieder Liebrich. Bartmuß\' Reaktion fiel deutlich aus, er kritisierte die Sarrazin-Ausladung und hielt der Halberstädter Kirche öffentlich mangelnde Toleranz vor. Laut Liebrich werde Harald Kunze als geschäftsführender Pfarrer des Kirchspiels den kommenden "Halberstädter Abend" allein moderieren. Wie Frieder Liebrich gegenüber der Volksstimme mitteilte, sei die Entscheidung gegen Hartmut Bartmuß in dem Bestreben getroffen worden, "Klarheit und Ruhe in die Probleme um den ¿Halberstädter Abend\' zu bringen".
Die Zukunft der "Halberstädter Abende"-Gesprächsreihe ist allerdings noch offen. In der gestrigen Erklärung heißt es dazu lediglich: "Über die weitere Formatgestaltung der Veranstaltungsreihe wird der Gemeindekirchenrat zeitnah entscheiden."
Laut Hartmut Bartmuß hat der Gemeindekirchenrat im Vorfeld des Sarrazin-Streits "kein Gespräch gesucht". Das Gremium habe zudem in den vergangenen acht Jahren kein offizielles Wort des Dankes gefunden. Bartmuß: "Die Segenswünsche am Schluss des Schreibens sind unter diesen Umständen überflüssig."