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Nachwuchsmangel Polizei wirft Landespolitik Versagen vor

Am 1. März sollten 300 Polizeischüler in Sachsen-Anhalt ihre Ausbildung beginnen. Doch knapp 70 Plätze bleiben unbesetzt.

Von Matthias Fricke 01.03.2017, 00:01

Magdeburg l Die Polizei findet nicht genügend geeignete Bewerber: Zwar meldeten sich in der Fachhochschule in Aschersleben fast 1900 Interessierte, nur 233 von ihnen schafften es am Ende. Die Hälfte der Bewerber ging schon vorm ersten Einstellungstest verloren, weil Unterlagen nicht vollständig waren oder Einstellungskriterien nicht erfüllt worden sind. Einige erschienen auch trotz Einladung nicht zu den Tests. Im Auswahlverfahren scheiterten weitere.

Um das Ziel von 700 Neueinstellungen in diesem Jahr noch zu erreichen, sollen im Herbst nun 470 Polizeischüler eingestellt werden. Vorausgesetzt, es melden sich genügend geeignete. „Aus unseren Erfahrungen bewerben sich nach dem Schulabschluss aber die meisten“, macht Martin Zimmermann von der Polizeischule in Aschersleben Hoffnung. 2500 Interessenten gebe es schon. Ein Vergleich zeigt aber, wie dramatisch die Nachfrage gesunken ist: Vor zehn Jahren bewarben sich auf 80 Stellen noch 4000 Frauen und Männer. Dies, obwohl die Aufnahmekriterien damals viel strenger waren. „Die Bewerberzahlen steigen seit einigen Jahren aber wieder leicht“, sagt Innenministeriumssprecher Christian Fischer.

Die Polizeigewerkschaften werfen der Landespolitik dennoch Versagen vor. Uwe Petermann, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Ich vermisse ein erkennbares Konzept bei der Werbung um qualifizierten Nachwuchs.“ Die Landesregierung habe außerdem die Polizei in den letzten Jahren kaputtgespart und meint sogar: „Da rekonstruiert man lieber das Scheißhaus von Luther, als etwas für die Landespolizei zu tun.“ Sein Kollege von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Wolfgang Ladebeck: „Als man auf dem Markt noch Nachwuchs gefunden hätte, war es wichtiger, auf Stellenabbau zu setzen. Ich habe meine Zweifel, dass wir in vier Jahren das Ziel von 6400 Polizisten in Land erreichen.“ Zurzeit gibt es 5700 Beamte im Land.

Auch bei der Wachpolizei reicht die Zahl der Bewerber nicht: Dort können von 40 Stellen nur 34 besetzt werden.

Grünen-Innenexperte Sebastian Striegel forderte wie sein Kollege Rüdiger Erben (SPD) eine gezielte Werbe-Kampagne für die Polizeikarriere. Innenministeriumsprecher Fischer hält dagegen: „Wir haben ein breit gefächertes System zur Nachwuchsgewinnung.“ Außerdem müsse man bedenken, dass es in den letzten zwölf Monaten mehr Neueinstellungen gab als in den vergangenen drei Jahren zusammen. Seit 2011 seien zudem 106 Millionen Euro in die Polizei investiert worden.