Polizei Neue Zentrale in Magdeburg
In Magdeburg wird das einst schlechteste Polizei-Dienstgebäude Deutschlands für 125 Millionen Euro zu einer modernen Zentrale umgebaut.
Magdeburg l Das Polizeigelände zwischen der Sternstraße und der Hallischen Straße – vor fünf Jahren zum „Schlechtesten Dienstgebäude Deutschlands“ gekürt – wird in den kommenden fünf Jahren umfassend umgebaut und saniert. Ab 2021 werden hier Revier, Direktion und große Teile des Technischen Polizeiamtes an einer Stelle konzentzriert. Schon jetzt ziehen erste Beamte aus und machen Platz für umfangreiche Bauarbeiten. Es ist die bisher größte und teuerste Investition des Landes für die Polizei.
Sporthalle, Garagen und Werkstätten sollen laut Finanzministerium ab Juli 2017 abgerissen werden, um Baufreiheit zu schaffen. „2,7 Millionen Euro sind schon jetzt in die Planung und Zustandsbewertung der Liegenschaft geflossen“, so Wolfgang Borchert, Sprecher im Finanzministerium. Es fehlen aber noch weitere Beschlüsse.
Die Polizisten macht das zögerliche Verhalten des Landes nervös. Wolfgang Ladebeck von der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Ich überlege schon, ob wir das alte Schild aus dem Jahr 2011 wieder herausholen. Für die Beamten ist das ein unerträglicher Zustand.“
Und auch sein Kollege Uwe Petermann, Landeschef der Gerwerkschaft der Polizei (GdP), macht Druck: „Es kann nicht sein, dass die Justizvollzugsanstalten mit viel Geld saniert werden, während für die Polizei bisher so gut wie nichts geschah.“
Vor allem der Baufortschritt bei der benachbarten Bundeswehr zeigt den Polizisten, wie es auch anders gehen kann. Innerhalb eines Jahres sind dort die Gebäude entkernt, saniert und für Büros umgebaut worden. 90 Soldaten und Zivildienstleistende sollen bereits zum Ende des Jahres dort einziehen. Der Bund hat Druck gemacht, schwärmt Oberstleutnant Thomas Poloczek vom Landeskommando Sachsen-Anhalt. Jetzt habe man alle Einheiten an einem Platz.
Davon kann die Polizei in Magdeburg nur träumen. Zurzeit sind die Dienststellen in Magdeburg auf sechs Orte verteilt. „Das wird von uns als sehr ärgerlich empfunden, dass es einfach nicht richtig vorwärts geht“, sagt auch der Polizeipräsident der PD Nord Andreas Schomaker. Er schüttelt nur den Kopf, wenn er aus dem Fenster guckt und die Bauarbeiten bei der Bundeswehr im Eiltempo voranschreiten sieht.
Doch warum geht es beim Bund so schnell und das Land plant im Schneckentempo? In einer schriftlichen Antwort des Finanzministeriums heißt es: „Die Baumaßnahme am Buckauer Tor für die Bundeswehr wird durch einen privaten Investor durchgeführt.“
Der Polizeistandort an der Sternstraße sei eine „komplexe Landesbaumaßnahme, die einer sorgfältigen Vorbereitung und Planung bedarf“. Die Realisierung des Bauvorhabens ist außerdem in mehrere Bauabschnitte eingeteilt. Darüber hinaus könne die Liegenschaft während der Sanierung nicht vollständig leer gezogen werden.
Wenn das Gelände bezugsfertig sein sollte, hat auch die Polizei in Magdeburg alle Dienststellen, außer der Landesbereitschaftspolizei im Stadtteil Prester, an einem Fleck. Die Einheiten des Technischen Polizeiamtes in Rothensee, unter anderem mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst, werden künftig in eines der zu sanierenden ehemaligen Kasernenhäuser ziehen. Damit wird der Standort Rothensee aufgegeben. Er war beim letzten Hochwasser ebenfalls von der Flut betroffen. Daraufhin wurde 2013 der Entschluss gefasst, die Liegenschaft dort aufzugeben.
Stattdessen könnte in der Sternstraße nach den Plänen der Polizei ein echtes Schmuckstück entstehen. In der Hallischen Straße wird die Turnhalle abgerissen und neu gebaut. Das heutige Haus IV und Haus V sollen denkmalgerecht umgebaut werden. „Das gilt auch für die alte Kommandantenvilla und die anderen unter Denkmalschutz stehenden Gebäude. Welche Dezernate da einziehen werden, steht aber noch nicht fest“, so Schomaker. Neben der Sanierung soll in der gegenwärtigen Baulücke an der Sternstraße auch ein Neubau entstehen, so dass das Gelände den Charakter einer Kaserne behält. „Nur natürlich viel schöner“, so der Präsident. In der Mitte ist eine Grünanlage geplant. An der Bahnlinie entstehen weitere Funktionsgebäude. Insgesamt soll es zwei Zufahrten geben.
Für Schomaker steht fest: „Vernünftige Arbeitsbedingungen sind extrem wichtig – auch für die Motivation der Mitarbeiter. Es sollten jetzt endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden.“