Ferdinand von Anhalt-Köthen ließ ab 1828 eine Siedlung zwischen Schwarzem und Asowschem Meer errichten / "Köthener Haus" soll Nationalparkzentrum werden Neuer Gedenkstein soll ab heute in der Ukraine an die Anhalter erinnern
Askania-Nova l 800 Jahre Anhalt - daran wird nicht allein hierzulande erinnert, sondern auch in den Weiten Osteuropas. Heute soll so ein Gedenkstein in Askania-Nova - zu Deutsch: Neu-Askanien - eingeweiht werden. Das Denkmal befindet sich an der Hauptstraße der 3500 Einwohner zählenden Siedlung, welche Zentrum des gleichnamigen UNESCO-Nationalparks ist.
Eine Komposition aus fünf Granit-Steinen
In den vier Tonnen schweren Findling ist eine 60 mal 40 Zentimeter große Bronzeplastik des Herzogs eingelassen. Daneben ist eine Inschrift in ukrainischer Sprache zu lesen: "Ferdinand von Anhalt-Köthen, der Gründer von Askania-Nova", steht da. Auf der Rückseite ist vermerkt, zu welchem Anlass das Denkmal errichtet wurde - die 800 Jahrfeier Anhalts in diesem Jahr. Das Denkmal besteht aus einer Komposition aus fünf Granit-Steinen, von denen zwei unbearbeitete Findlinge sind. Es hat ein Fundament aus zwei Betonblöcken.
Die Kolonie Askania-Nova war von dem anhaltischen Herzog (1769 bis 1830) im Jahr 1828 gegründet worden. Grund: Im heimatlichen Anhalt reichten die Weideflächen für die herzögliche Viehzucht nicht mehr aus.
In direkter Nachbarschaft des Gedenksteins befindet sich das nach den Plänen des Köthener Hofarchitekten Gottfried Bandhauer in den Jahren 1828 und 1829 gebaute Schulhaus. Es ist im typischen Stil der sogenannten Bandhauer\'schen Quadrathohlbauten errichtet. Das Haus ist eine originalgetreue Kopie der Dorfschule in Baasdorf bei Köthen.
Ähnliche Gebäude gibt es in Roßlau, in und bei Köthen und bei Bernburg. Im Unterschied zu den meisten dieser Bauwerke allerdings ist das Köthener Haus nahezu im Urzustand erhalten geblieben.
Das Köthener Haus ist heute das älteste Gebäude, welches noch in Askania-Nova steht. In den kommenden Jahren ist geplant, das Haus ebenso wie seine Nebengebäude auf Vordermann zubringen. Hier soll das "Internationale ökologische Jugendlager" seinen Platz finden.
Dieser Plan ist ein Glücksumstand - ursprünglich war der Abriss des Gebäudes geplant. Erst im Zuge der 180-Jahr-Feier des Ortes im Jahr 2008 war den Kommunalpolitikern die Bedeutung des Hauses bewusst geworden, und sie hatten es an den Nationalpark übertragen.
Der Nationalpark wird auch die Betriebskosten und Folgekosten tragen. Im Köthener Haus sollen in Zukunft auch die Studenten und andere Jugendliche untergebracht werden, die in den Ferien im Nationalpark Praktika absolvieren. Bislang werden diese Gäste in Privatquartieren untergebracht. Das Dach des Köthener Hauses wurde in diesen Tagen vom Nationalpark repariert, so dass die Bausubstanz trotz der noch ausstehenden Sanierung auf längere Zeit geschützt sein wird.
Das neue Denkmal nun soll nicht zuletzt die Bedeutung des Köthener Hauses hervorheben. Nach der Sanierung des Gebäudes sollen die Gäste des Nationalparks hier in einer Grünanlage auf Sitzgruppen ausspannen können.
Bei dem Nationalpark handelt es sich übrigens um eine Fläche von rund 33 000 Hektar. In dem Gebiet ist die ursprüngliche Steppenlandschaft weiter Teile Osteuropas bis heute erhalten geblieben. Diese Steppenlandschaft ist seit 1921 Naturschutzgebiet - und damit das älteste in der Ukraine. In der Siedlung im Herzen des Nationalparks gibt es daneben einen Zoo und einen Botanischen Garten. Der Botanische Garten ist in diesem Jahr 125 Jahr alt geworden. Anlass für die Nationalparkverwaltung, hier für gestern und heute zu einer Botaniker-Konferenz einzuladen. Gekommen sind auch Experten aus den Nachbarländern: aus Russland, Weißrussland und Polen. Die Einweihung des Gedenksteins gehört zum Rahmenprogramm der Tagung.