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Personalmangel 400 Grundschullehrer weniger pro Jahr

Die Gewerkschaft für Erziehung sieht bei Grundschulen in Sachsen-Anhalt den größten Bedarf und die geringsten Chancen für Lehrer.

09.09.2019, 12:15

Magdeburg (dpa) l Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rechnet für die kommenden zwölf Jahre damit, dass rund 400 Grundschullehrer jährlich aus dem Dienst ausscheiden und ersetzt werden müssen. "Bisher findet das Land nicht mal die Hälfte davon", beklagte Eva Gerth, Vorsitzende der Landes-GEW, am Montag in Magdeburg. Nach einer just veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung werden in sechs Jahren bundesweit über 26.000 Grundschullehrer fehlen. Die Prognosen der GEW Sachsen-Anhalt gehen davon aus, dass das Bundesland von dieser Mangelversorgung besonders betroffen sein wird.

Das Bildungsministerium wies die Berechnung der Gewerkschaft zurück. "Die Zahl von jährlich 400 Abgängern kann nicht nachvollzogen werden", so Ministeriumssprecher Stefan Thurman. Derzeit befinden sich seinen Angaben zufolge 4200 Lehrkräfte an den Grundschulen. Etwa zwei Drittel dieser Lehrer, also 2700, sei im Moment älter als 50 Jahre. "Somit ergibt sich rechnerisch ein durchschnittlicher Abgang von 225 Lehrkräften für die kommenden 12 Jahre." Die konkrete Zahl könne natürlich in den Jahren schwanken, beispielsweise weil Lehrer die Rente mit 63 in Anspruch nehmen.

Die Bertelsmann-Studie sagt für die nächsten zehn Jahre einen Anstieg auf etwa 3,2 Millionen Grundschulkinder voraus. Die bisherigen Berechnungen der Kultusministerkonferenz gingen hingegen von nur etwa 3 Millionen Kindern aus. "Diese Diskrepanz wird Sachsen-Anhalt mit einer besonderen Wucht treffen, weil die Landesregierung entscheidende Entwicklungen gerade im Grundschulbereich weiter verschläft", so Gerth.

Die Gewerkschaft fordert deshalb eine bessere Bezahlung an den Grundschulen, einen zügigen Ausbau der Studienplätze verbunden mit einer weiteren Öffnung der Ausbildung in Magdeburg, die Einrichtung gezielter Stipendienprogramme in der Lehrkräfte-Ausbildung, mehr Entlastung in den Schulen sowie verlässliche Programme für Seiten und Quereinsteiger.

Laut Thurmann hat das Land bereits Maßnahmen ergriffen. Zur Sicherung gebe es eine Vielzahl von Maßnahmen. So seien die Zahl der Studierenden erhöht und die Vorbereitungsseminare ausgebaut worden. Seiteneinsteiger erhielten die Möglichkeiten zum berufsbegleitenden Referendariat. "Darüber hinaus werden kontinuierlich die steigenden Schülerzahlen und die Abgänge in die Ermittlungen zum aktuellen Einstellungsbedarf eingearbeitet und ausgeschrieben", so Thurmann.