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Pflege Experte gibt der Heimbenotung eine 5

Die Benotung von Pflegeheimen soll nachgebessert werden. In Sachsen-Anhalt wird der Notenbewertung selbst von Experten wenig zugetraut.

Von Janette Beck 02.07.2018, 01:01

Magdeburg l Der seit Jahren kritisierte Pflege-Tüv für Heime wird 2019 durch ein neues System ohne Noten ersetzt. Damit soll für den Verbraucher noch besser erkennbar werden, ob und welche Qualitätsmängel in einem Pflegeheim zu beanstanden sind. Das erklärte Geschäftsführer Ulf Sengebusch im Rahmen des Bundeskongresses des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) in Berlin.

Eine neue Form der Bewertung hält auch Volker Reboldt, Geschäftsführer des MDK Sachsen-Anhalt, für notwendig. Sein Urteil über den „Ist-Zustand“: „Das Benotungssystem bekommt von mir eine glatte 5. Alleine anhand der Noten würde ich niemandem raten, ein Heim für sich oder pflegebedürftige Angehörige auszusuchen. Ich würde empfehlen: Selbst hingehen, unangemeldet, und vor Ort Nase, Ohren und Augen offenhalten!“

Wenn die Bewertung anhand eines Schulnotensystems von 1 bis 6 bei der Pflegebenotung in der Praxis lediglich eine Spreizung von 1 bis 1,6 aufweist, „dann zeige das spürbare Mängel“, so Rehboldt: „Wir brauchen einen Ersatz des Notenystems, damit besser und schneller erkennbar ist, welcher Qualitätsstandard tatsächlich vorhanden ist und in welchen Bereichen des Heimes es Mängel gibt.“

Bei der zum Teil hitzig geführten Debatte zu dem Thema sei es allerdings nicht ratsam, den Dialog zuerst mit den Betroffenen zu führen, so der MDK-Chef: „Natürlich will kein Heim öffentlich mit einer 4 bewertet werden, sondern es braucht dazu eine politische Vorgabe.“

Weitaus besser kommt bei Reboldt das Prüfsystem an sich weg: „Das würde ich insgesamt mit einer 2 benoten.“ Pflegeheime werden seit 2009 regelmäßig einmal im Jahr durch den MDK geprüft – in stationären Pflegeeinrichtungen der Objektivität wegen grundsätzlich unangemeldet. Bei den Pflegeheimen hat man sich beispielsweise auf insgesamt 82 allgemeine und verbindliche Kriterien festgelegt – 64 davon werden durch den MDK einzeln überprüft, 18 durch eine Kundenbefragung ermittelt. Das Ganze künftig noch mehr bewohnerbezogen zu machen, hält Reboldt für sinnvoll.

Was der MDK-Chef nicht möchte, ist, dass bei der Diskussion um vermeintlich geschönte Benotungen der Eindruck erweckt wird, dass in Sachsen-Anhalt die Pflege in Wahrheit im Argen liegt: „Die Qualität in der Pflege ist in allen Einrichtungen gegeben und die Zahl der Mängel vergleichsweise gering.“ Im Vorjahr gab es 88 Anlassprüfungen aufgrund von Beschwerden.

Zum Kommentar "Kein Vertrauen in Benotung" von Janette Beck.