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Polizei Ansturm auf elektronisches Polizeirevier

Eine veraltete Software bringt den Ermittlern in Sachsen-Anhalt vor allem immense Mehrarbeit. Eine neue Software-Version soll jetzt helfen.

Von Matthias Fricke 18.03.2018, 00:01

Magdeburg l Ob Fahrraddiebstahl, gestohlene Mülltonne oder eine Sachbeschädigung – die Palette der Anzeigen im elektronischen Polizeirevier (e-Revier) ist groß. Jährlich nutzen immer mehr Sachsen-Anhalter die Möglichkeit per Internet Anzeige zu erstatten, wenn kein sofortiges Handeln der Polizei erforderlich ist. Der Vorteil: Man spart sich den Gang zur Polizei und erhält sofort eine Vorgangsnummer.

Im vergangenen Jahr nahmen die Beamten auf diesem Weg 19.311 Anzeigen in den Polizeidirektionen und Landeskriminalamt (LKA) entgegen. Das sind inzwischen etwa zehn Prozent der Gesamtstraftaten im Land. Im Jahr 2015 waren es noch 15.559.

Die Informationen laufen in den Lagezentren der Behörden ein. Allein beim Landeskriminalamtes (LKA) in Magdeburg landen täglich 70 bis 80 Anzeigen. Und da fängt die Arbeit für die Beamten erst an. Denn das elektronische Polizeirevier funktioniert alles andere als automatisch. LKA-Sprecher Andreas von Koß: „Der Aufwand ist enorm. Oft ist eine weitere Bearbeitung ohne Nachfragen beim Anzeigenerstatter gar nicht möglich.“ In vielen Fällen müssten die Beamten sich die Anzeige erst genau ansehen, um sie dem zuständigen Revier zuzuordnen und dann per E-Mail weiterleiten. Dort wird die Strafanzeige dann per Hand in das Vorgangssystem der Polizei eingestellt. Dieser umständliche manuelle Vorgang dauert pro Fall bis zu zehn Minuten. Hochgerechnet wären dies mehr als 3000 Stunden im Jahr, die eine automatisierte Version einsparen könnte.

Laut Innenministerium wird an einer neuen Version bereits gearbeitet. Ministeriumssprecher Stefan Brodtrück: „Nach einer Test- und Einführungsphase wird die Anwendung den Dienstellen zur Verfügung stehen.“ Einen Termin könne er aber noch nicht nennen.

Die neue Version werde in der Lage sein, mit den Angaben der Anzeigenerstatter die örtliche Dienststelle automatisch zuzuordnen. Brodtrück: „Die Bürger werden auch benutzerfreundlichere Formulare vorfinden.“ Und die Dateneingabe per Hand wäre dann Geschichte.

Uwe Petermann, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Die Kollegen arbeiten schon sehr lange daran. Leider fasst das Thema keiner mit dem nötigen Druck an, weil einfach die personelle Kraft fehlt.“ Dabei gehörte Sachsen-Anhalt im Februar 2005 nach dem Land Brandenburg sogar zu den Vorreitern, die das elektronische Revier eröffneten. Inzwischen haben laut von Koß fast alle aufgeholt und planen wie Sachsen-Anhalt an verbesserten Versionen.