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Aktionswoche mit Podiumsdiskussion und Ausstellung eröffnet Porträts zeigen "Was bleibt ... Menschen mit Demenz"

Von Martin Rieß 09.09.2011, 06:30

Magdeburg. Zum ersten Mal findet dieser Tage in Magdeburg eine Woche zum Thema Demenz statt. Der Titel lautet Lichtblicke. Die Aktionswoche hat am Mittwoch im Landtag mit einer Podiumsdiskussion und einer Ausstellungseröffnung begonnen.

Hintergrund: In Sachsen-Anhalt leben 50 000 bis 60 000 Menschen mit einer Demenz. Tendenz steigend. Schon aus demografischen Gründen: Die Menschen erreichen ein immer höheres Alter, und je älter sie sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer und Co. zu erkranken. Unter den über 90-Jährigen wird der Anteil der Betroffenen auf mehr als ein Drittel geschätzt.

Assistentinnen sollen auf dem Lande beraten

Im Podium saßen neben anderen die Vizepäsidentin des Landtages, Helga Paschke (Linke), und Sozialminister Norbert Bischoff (SPD). Einigkeit herrschte darüber, dass Alzheimer und Demenz vor allem gesellschaftliche Fragen aufwerfen. Wie gehen die Menschen mit Demenzkranken um? Wie können Würde und möglichst viel Selbständigkeit der Demenzkranken erhalten werden? Auf die Forderung von Harald Jaap (Alzheimer-Gesellschaft Sachsen-Anhalt) nach einer besseren Versorgung mit Beratungseinrichtungen auch auf dem flachen Land, verwies der Sozialminister auf die mobilen Praxisassistentinnen: Sie sollen in Zukunft auch für Fragen der Demenz ansprechpartner sein.

Nach der Podiumsdiskussion wurde im Landtagsgebäude die Ausstellung "Was bleibt ... Menschen mit Demenz" eröffnet. In dieser zeigt Michael Uhlmann bis 6. Oktober 33 Porträtaufnahmen und ein Gemälde. Zu sehen sind Menschen mit Demenz in ihrer alltäglichen und gewohnten Umgebung. Zu sehen ist nicht die Krankheit, sondern das Leben. Flankiert werden die Bilder von Texten von Ehefrau Petra Uhlmann. Michael Uhlmann erklärte: "Wir haben über vier Jahre meine Schwiegermutter gepflegt." Eine tief bewegende Lebensphase sei diese Zeit gewesen. Eine Zeit, die auch nach dem Tod der Schwiegermutter die Familie beschäftigt habe. Petra Uhlmann erzählt: "Es hat weitere vier Jahre gedauert, bis wir uns an die Arbeit für ein Buch gemacht haben. Auf diesem basiert diese Ausstellung." Zwei Jahre haben die beiden Autoren Menschen mit Demenz besucht. Aktuelle Aufnahmen zeigen, welche Dinge die Por-trätierten heute bewegen, in den Texten mit alten Fotos wird von Vergangenem, aber auch von Aktuellem aus deren Leben berichtet.

Geschichten und Bilder, die bewegen

Bei ihren Recherchen sind Uhlmanns auf bewegende Geschichten gestoßen. So, als ein demenzkranker Mann wie in früher Jugend seine Frau als seine Geliebte vorgestellt hat, obwohl die Liebe zwischen den beiden in den Jahren zuvor abgekühlt war. Oder die Geschichte einer inzwischen mehr als 90 Jahre alten ehemaligen Tänzerin. Für sie hatte ein Nachbar sich eigens als Pfleger ausbilden lassen, um mit ihr zusammen sein zu können. "Das sind die Dinge, auf die wir in unserer Gesellschaft Antworten finden müssen: Wie gehen wir mit solchen Beziehungen zwischen Menschen um?", so Michael Uhlmann.

Wie seine Frau berichtet, sei die Umsetzung des Projektes zu Beginn schwierig gewesen: Bei einem Fotowettbewerb war es durchgefallen, weil die dememenzkranken Menschen nicht vordergründig als Kranke zu erkennen sind, ein Verlag ließ sich zunächst auch nicht für das Buchprojekt finden. Erst nachdem die erste Auflage im Eigenverlag erschienen war, hat sich das geändert.

Uhlmann: "Was bleibt ... Menschen mit Demenz. Porträts und Geschichten von Betroffenen"; Mabuse Verlag; 24,90 Euro; ISBN 978-3-938304-62-4