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Prozess Haftstrafe für Enkeltrick-Betrüger

Zwie Täter haben durch den Enkeltrick 40.000 Euro im Salzlandkreis ergaunert - und müssen nun hinter Gitter.

04.11.2020, 10:18

Magdeburg l Ein 36- und ein 25-jähriger Ungar sind gestern von der 1. Großen Strafkammer am Magdeburger Landgericht wegen  gewerbsmäßigen, Bandenbetrugs zu Haftstrafen in Höhe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Beide hatten beim Prozessauftakt eingeräumt, im Juli 2020 in Aschersleben (Salzlandkreis) eine 83 Jahre alte Frau mit dem „Enkeltrick" um 40 000 Euro betrogen zu haben.

Der Prozess hatte nur acht Stunden gedauert, dann sprach Kammervorsitzender Dirk Sternberg gestern das Urteil über die zwei Männer aus Berlin, die mit dem „Geschäftsmodell Enkeltrick" eine Rentnerin um ihr Erspartes erleichtern wollten.

Am 2. Juli dieses Jahres gegen 10 Uhr hatte eine bisher unbekannte Mittäterin die Seniorin angerufen, sich als Ehefrau des Enkels ausgegeben und gesagt: Du, Oma, ich habe einen Unfall gehabt und brauche dringend Geld. Als die Seniorin gefragt habe: Tanja bist du es? sei die Frau auf diese Worte aufgesprungen („Meine Schwiegerenkelin nennt mich auch immer Oma", hat das Opfer später ausgesagt) und habe geantwortet: Ja ich bin‘s. Ich brauche 100 000 Euro.

„Tanja" habe das Telefon dann an einen Mittäter übergeben.  Dieser habe sich als Rechtsanwalt „Bach" vorgestellt und die Rentnerin unter Druck gesetzt, indem er den Unfall und den dringenden Geldbedarf bestätigte. Die etwas verwirrte, gebrechliche Rentnerin sagte, dass sie nur 90 000 Euro im Hause habe. Daraufhin wurde vereinbart, dass ein Kurier die Summe abholt.

Nach Dunkelwerden meldete sich „Tanja" erneut und teilte mit, dass der Bote nun da sei. Daraufhin erschien Patrick L. bei der Seniorin. Sie zeigte dem 25-Jährigen einen eingemauerten Safe hinter der Badewanne mit dazu gehörigem Schlüssel. Nachdem damit der Safe nicht geöffnet werden konnte, holte L. Kristian K. zu Hilfe. Mit einem Brecheisen brachen sie den Safe aus der Wand.

Beim Abtransport zum Auto auf einer Sackkarre wurden sie von zwei Nachbarn – Vater und Sohn, die gestern als Zeugen aussagten, – beobachtet. Sie alarmierten die Polizei und gaben Automarke und -Nummer durch. Dem Flucht-BMW wurden von der Polizei auf der A14 am Dreihöhenberg eine Falle gestellt. Die Täter ließen sich widerstandslos festnehmen. Im ungeöffneten Safe befanden sich 40 000 Euro. Die Rentnerin hatte sich bei der Summe geirrt.

In seiner Urteilsbegründung  unterstrich Sternberg besonders, das Perfide, des „Enkeltricks, bei dem es die Täter speziell auf ebenso hilfsbereite wie hilflose Menschen abgesehen haben". Bei dem Urteil habe somit auch „Generalprävention" eine Rolle gespielt. Auf der Habenseite der Angeklagten sah die Kammer die detaillierten Geständnisse, die Tatsache, dass aufgrund ihrer Aussagen, das Opfer nicht in den Zeugenstand musste, dass die Rentnerin ihr Geld zurückbekommen hat und dass sie in der Bandenhierarchie auf unterstem Level gestanden haben. Nach Aussagen der Angeklagten waren sie mit je fünf Prozent an der Beute beteiligt. Über ihre Hintermänner wurde nichts bekannt und auch nicht, ob weitere Enkel-Betrügereien auf ihr Konto gehen.