1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Handschuh führt zu Diebespaar

Prozess Handschuh führt zu Diebespaar

Vor dem Magdeburger Landgericht steht seit Montag ein Liebespaar aus Hecklingen. Es zog auch durch Süddeutschland eine Einbruchsspur.

Von Matthias Fricke 03.11.2015, 00:01

Magdeburg l Die 32-jährige Marita M. hat ihre kastanienbraunen Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Sie wirft nur kurz einen Blick zu ihrem zwei Jahre älteren Lebensgefährten Ronny M. Beide sehen dann aber nach unten, als Staatsanwältin Uta Werner die sieben Anklagen wegen weit mehr als ein Dutzend Fällen von Einbruch, Diebstahl und Fahren ohne Fahrerlaubnis verliest.

Das offensichtlich weit umherziehende Paar soll über mehrere Jahre längere Strecken zurückgelegt haben. Die Tatorte lagen im gesamten Bundesland, Baden-Württemberg und Bayern. Hauptziele waren Apotheken, Baustellen oder Firmen, so die Staatsanwältin.

Die Beute soll später auf dem Wohngrundstück der beiden in Hecklingen im Salzlandkreis gelandet sein. Erstmals kamen die Ermittler nach einem Einbruch in Atzendorf, bei dem Einbauküchen gestohlen wurden, auf die Spur des Paares. Ronny M. ließ am Tatort einen Handschuh mit seiner DNA zurück. Das führte die Beamten nach Hecklingen. Die erste Durchsuchung des Grundstücks erfolgte im April 2013. Ronny M. war nicht zu Hause. Es öffnete die Angeklagte Marita M. die Tür und protestierte gegen die Durchsuchung. Zu diesem Zeitpunkt stand sie nach Aussagen der Ermittler noch gar nicht unter Verdacht. Das änderte sich aber, als sie vor den Beamten in der Küche noch schnell Diebesgut verstecken wollte.

Der ermittelnde 57-jährige Polizist erinnert sich: „Wir fanden auch die Küchenteile. Daran waren sogar noch die Originalschilder auf der Rückseite angeheftet.“ So konnten die Polizisten auch das Diebesgut eindeutig zuordnen. Weil auch weitere große Mengen an mutmaßlicher Beute auf dem Grundstück lagerten, sahen sich die Beamten die Baumaschinen, Gerüste und Geräte näher an.

Anhand der Registrier-Nummern und Aufkleber konnten die Beamten unter anderem Einbrüche in Bayern aus dem Jahr 2012 klären. Dort sollen die Angeklagten zwei Baucontainer aufgebrochen und zwei Baugerüste entwendet haben. Der betroffene 54-jährige Bauunternehmer: „Als ich die Sachen 2013 von der Polizei zurückbekam, waren unsere Aufkleber noch immer auf den Maschinen.“

Im Oktober 2013 erfolgte die nächste Durchsuchung in Hecklingen. Diesmal suchten die Beamten gezielt nach Arzneimitteln, Gold und Schmuck, die aus Apotheken in Sindelfingen, Waiblingen und Wernigerode stammen sollen. Die aufgeschnittenen Tresore hatten die Beamten bereits bei der ersten Durchsuchung sichergestellt.

Wegen der hohen Zahl der Fälle und der damit verbundenen Straferwartung hat das Amtsgericht den Fall an das Landgericht verwiesen. Für einen Haftbefehl reichte es aber nicht, und so konnten die beiden Hecklinger am 19. Oktober dieses Jahres wieder zuschlagen. In Ellhofen im Landkreis Heilbronn brachen beide in eine Firma ein und stahlen Fenster. Dabei erwischte die baden-württembergische Polizei das Paar und nahm es auf frischer Tat fest. Der Haftrichter sperrte beide wegen Wiederholungsgefahr ein.

Vergangene Woche gab es auf dem Grundstück eine erneute Durchsuchung und wieder sollen die Beamten Diebesgut entdeckt und sichergestellt haben. Das wird aber Gegenstand eines weiteren Verfahrens sein. Für den Prozess sind noch drei Verhandlungstage angesetzt.