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Prozess Neun Jahre Haft für Harzer Koksarzt

Der Harzer Ex-Chefarzt Andreas N. wurde zu neun Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.

Von Matthias Fricke 28.01.2019, 15:29

 

Magdeburg l Der Vorsitzende Richter am Magdeburger Landgericht Dirk Sternberg bringt es in seiner Urteilsbegründung auf den Punkt: „Vom Angeklagten geht nach unserer Meinung eine erhebliche Gefahr für die Allgemeinheit aus."

Gemeint ist der 43-jährige ehemalige Chefarzt am Ameos-Klinikum in Halberstadt Dr. Andreas N. Er soll für neun Jahre ins Gefängnis – unter anderem wegen der Körperverletzung mit Todesfolge an einer 38-jährigen Schönebeckerin und den schweren Vergewaltigungen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung an vier weiteren Opfern. Dabei, so sagte der Richter, müsse er zunächst einen Teil der Haft absitzen, bis er seine Therapie in einer Entziehungsanstalt antreten darf. Danach ist eine Unterbringung in einer Sicherungsverwahrung angeordnet. Drei Frauen wurde außerdem mit dem Urteil Schadensersatz zwischen 5000 und 8000 Euro durch den Angeklagten zugestanden.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sich der Arzt immer mit der gleichen Masche sich Frauen beim Sex mit Kokain oder K.-o.-Tropfen gefügig machte. Er verabreichte den Frauen das Kokain und die anderen Mittel über seine Genitalien beim Oralsex sowie anderen Praktiken. Die Tropfen soll er in Cola und Sekt gegeben haben. In einem Fall habe er die Substanz sogar im Lippenstift und der Zahnpasta versteckt.

Der Sex erfolgte nach Überzeugung des Gerichts Anfangs zwar im gegenseitigen Einvernehmen, doch ab einem bestimmten Zeitpunkt konnten die Frauen ihren Willen nicht mehr artikulieren. Zum Teil lehnte sie sowohl die Drogen als auch den weiteren Geschlechtsverkehr ab. Doch davon ließ sich der Deutsch-Österreicher offenbar nicht irritieren. Er sagte in einem Fall, nachdem er einem der Frauen die Droge trotz Ablehnung wiederholt verabreichte: „Traue keinem Junkie!"

Insgesamt hatten sieben Frauen von Drogen-Sex-Praktiken berichtet. Zur Anklage kamen die Fälle von fünf Opfern. Die erste Frau, deren Fall nicht Gegenstand der Anklage war, berichtete von Erfahrungen, die bereits zehn Jahre zurücklagen.

Der Angeklagte soll sogar schon seit seiner Studienzeit drogenabhängig gewesen sein. „Ich verstehe nicht, dass er so lange damit durchkam", sagt Rechtsanwalt Thomas Zeeh aus Dresden, der den Ehemann des Todesopfers in dem Verfahren vertrat. Opferanwältin Petra Küllmei: „Ich bin froh, dass man den Angeklagten als Serientäter enttarnt hat."

Der Ex-Chefarzt muss nun mit dem Entzug der Approbation rechnen. „Wir prüfen das, so bald uns das Urteil vorliegt", erklärt die Sprecherin Dennis Vopel vom Landesverwaltungsamt. Gegen das Urteil kann der Angeklagte noch in Revision gehen.