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Prozessauftakt 30 Laster in drei Nächten aufgeschlitzt

In Magdeburg steht seit Donnerstag eine mutmaßliche Planenschlitzerbande vor Gericht.

Von Elisa Sowieja 08.04.2016, 01:01

Magdeburg l Einmal waren es drei Kartons mit Steckdosen, ein anderes Mal sogar nur zwei Packungen Feuchttücher: Die Beute, die die fünf Polen laut Anklage davontrugen, dürfte teils kleiner gewesen sein als der Schaden an den Brummis, die sie dafür aufschnitten. Die Staatsanwaltschaft wirft den jungen Männern – zwischen 19 und 27 Jahre alt – zum Prozessstart am Magdeburger Landgericht Bandendiebstahl in mehreren Fällen vor.

Zwischen Mitte November und Anfang Dezember soll die Truppe in insgesamt drei Nächten 30 Lkw-Planen aufgeschlitzt haben, um die Ladung zu stehlen. Tatorte waren die A 14-Rastplätze Sülzegrund (bei Magdeburg), Alter Postweg (Salzlandkreis) und Petersberg (bei Halle). Nicht in allen Lastern wurden sie fündig.

Zur größten Ausbeute gehörten drei Paletten Schuhe und acht Paletten T-Shirts. Zudem wurden dreimal je Hunderte Liter Diesel abgezapft. Die Männer sollen in Zweierteams vorgegangen sein. Im Umfeld hätten zudem weitere Aufpasser gestanden. Das Diebesgut sollen die Täter per Transporter weggebracht haben.

Das Planenschlitzen an Sachsen-Anhalts Autobahnen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Von 2013 auf 2015 stieg die Zahl der Fälle um mehr als ein Drittel. Allein im Bereich der Autobahnpolizei Börde wurden zwischen Januar und März dieses Jahres schon wieder 33 Planen aufgeschlitzt, berichtet Hauptkommissar Olav Pitloun. Das ist in etwa so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Nur in weniger als der Hälfte der Fälle wurde auch etwas mitgenommen.

Insgesamt soll im Bereich der Autobahnpolizei Börde im vergangenen Jahr ein Schaden von mehr als einer halben Million Euro entstanden sein. Nach Angaben des Gesamtverbandes Deutscher Versicherer werden jährlich rund 300 Millionen Euro Entschädigung für gestohlene Ladungen gezahlt.

Planenschlitzer gehen sehr organisiert vor. Lkw-Fahrer bemerken den Diebstahl in der Regel erst am nächsten Morgen. Die Täter stammen meist aus Polen, Litauen, Lettland und Rumänien. Pitloun zufolge kontrolliere die Polizei auf Rastplätzen in seinem Bereich zu Schwerpunktzeiten verstärkt. Im Süden des Landes hat man im Februar sogar ein vierköpfiges Ermittlerteam gebildet.

Die Angeklagten erwarten, falls sie gestehen, Haftstrafen von unter zwei Jahren.