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Prüfungen Spickzettel und Smartphone mit Risiko

Klausuren an Schulen in Sachsen-Anhalt, Prüfungszeit an Unis: Wenn nichts mehr in den Kopf passt, wird gespickt - mit hohem Risiko.

Von Romina Kempt, dpa 28.01.2018, 08:57

Magdeburg l Spickzettel und Smartphone: Wenn die Prüfungsfrage zu schwer ist, kann ein Blick auf ein kleines Helferlein verlockend sein. An den Schulen und Universitäten in Sachsen-Anhalt ist Spicken nach wie vor ein Thema – wenn auch nicht das drängendste, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Einige Prüflinge versuchen es ganz klassisch mit dem Spickzettel in der Federmappe, andere riskieren einen möglichst unauffälligen Blick zum Banknachbarn und wieder andere suchen auf ihrem Smartphone nach der richtigen Antwort. Aber die meisten wissen: Wer beim Schummeln erwischt wird, bekommt Probleme. Einige können es trotzdem nicht lassen.

Nach Angaben des Philologenverbands Sachsen-Anhalt schummeln Prüflinge nicht nur mit handgeschriebenen Spickzetteln, sondern auch mit modernen Hilfsmitteln wie dem Smartphone. Das komme aber nur in Einzelfällen vor, sagte die stellvertretende Verbandsvorsitzende, Iris Seltmann-Kuke, in Merseburg.

Denn das moderne Gerät bringt etliche Mankos mit sich. "Generell ist es recht schwierig, mit dem Smartphone zu schummeln, weil es recht auffällig ist", sagte die Sprecherin der Hochschule Merseburg, Ines Wahl. Die Größe schrecke ab. "'Geeigneter' wäre da eine Smartwatch", so Wahl. Aber selbst mit ihr helfe bei den oft recht komplexen Prüfungsfragen, die den Studenten ein zusammenhängendes Verständnis abverlangten, ein "Mal-schnell-Googeln" meist nicht.

Nicht jeder Gebrauch von Smartphones oder Spickzetteln müsse aber automatisch schlecht sein, betonte der Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Alexander Pistorius, in Magdeburg. Die kleinen Helfer könnten das Lernen auch fördern. "Auf Spickzetteln kann der Stoff in einer Übersicht zusammengefasst und so immer weiter verkleinert und komprimiert werden", so Pistorius. "Auch das Smartphone kann bei entsprechender Erlaubnis im Unterricht mitunter eine Hilfe sein." Wichtig sei ein angemessener und sinnvoller Einsatz - und die Absprache mit dem Prüfer.

Letztlich seien nicht Spicker das Hauptproblem, sondern Plagiate, sagte die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, in Berlin. Diese hätten in der Vergangenheit explosionsartig zugenommen. Um sie künftig zu verhindern, helfe nur eine konsequente Aufklärung und die engere Einbindung der Prüfung in das individuelle Unterrichtsgeschehen, so die Vorsitzende.

"Die Konsequenzen eines Täuschungsversuchs können von einer Nicht-Wertung eines Aufgabenteils bis zum Ausschluss aus der Prüfung reichen", betonte Lin-Klitzing. Jede Schule habe da ihre eigenen Vorgaben. An den Universitäten im Land regelten strenge Vorschriften, wie ein Betrugsversuch zu ahnden ist, teilten verschiedene Hochschulen mit. In der Regel heißt es: Prüfung nicht bestanden.