1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. So viele Drogentote wie noch nie

Rauschgift So viele Drogentote wie noch nie

2016 gab es in Sachsen-Anhalt 17 Drogentote. Die meisten Opfer stammen aus dem Harz, Halle und dem Salzlandkreis.

Von Matthias Fricke 10.04.2017, 07:11

Magdeburg l Mit einer Einwegspritze in der Hand wird ein 32-jähriger Elbingeröder am 16. April vergangenen Jahres tot auf der Herrentoilette eines Schnellrestaurants am Magdeburger Hauptbahnhof aufgefunden. Hinter ihm liegt noch weiteres Drogenbesteck und eine leere Verpackung einer Konsumeinheit Heroin. Die Einstichstelle am linken Unterarm ist noch frisch. Rechtsmediziner weisen später eine Vergiftung mit Morphin, ein Abbauprodukt von Heroin, nach.

Der Harzer ist einer von 17 Drogentoten des vergangenen Jahres in Sachsen-Anhalt. „So viele gab es noch nie in einem Jahr“, erklärt Andreas von Koß vom Landeskriminalamt (LKA). Die vier Frauen und 13 Männer waren im Alter zwischen 23 und 37 Jahren. Sie stammten aus dem Landkreis Harz (6), Halle (3), Salzlandkreis (3), Magdeburg (2), Burgenlandkreis (2) und Landkreis Wittenberg (1).

Elf der 17 Betroffenen nahmen eine Überdosis, einer erlag den Folgen von Langzeitkonsum verschiedener Drogen in Verbindung mit Alkohol. Zwei begangen mit den Drogen Suizid, drei starben in Folge eines Unfalls.

Am häufigsten führten laut LKA Heroin, Metamphetamin, Kokain und Fentanyl zu den Todesfällen. Letztere Substanz ist ein ultrastarkes, künstlich hergestelltes Opiat, das oft aus Schmerzpflastern ausgekocht und mit Spritzen injiziert werden kann. Ein Gramm Fentanyl wirkt hundertmal stärker als ein Gramm Heroin.

In Sachsen-Anhalt starben seit der statistischen Erfassung vor 23 Jahren 160 Menschen am Drogenmissbrauch. Bundesweit hat das Land aber noch vergleichsweise niedrige Zahlen. Im Jahr 2015, aktuellere Daten liegen noch nicht vor, gab es deutschlandweit 1226 Rauschgifttote. Das Bundesland mit den meisten Toten ist Bayern mit aktuell 321 Opfern. Hamburg meldete für das vergangene Jahr 75, Brandenburg 21 und Thüringen zwölf Drogentote. Im Jahr zuvor war dort der Höchstwert mit 25 erreicht worden.

Helga Meeßen-Hühne von der Landesstelle für Suchtfragen Sachsen-Anhalt schätzt die Dunkelziffer noch weit höher ein: „Das sind nur die Fälle, die durch die Ärzte auch erkannt wurden.“