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Regionalbahnen Millionen-Strafe für Verspätungen

Unpünktlichkeit, Zugausfälle, keine Schaffner an Bord: DB Regio, Abellio, Hex müssen deswegen fast 15 Millionen Euro ans Land zahlen.

Von Jens Schmidt 11.05.2017, 01:01

Magdeburg l 2016 hatten es Pendler schwer. Viele Regionalzüge waren so unpünktlich wie lange nicht. Besonders betroffen waren Linien von Magdeburg über Dessau nach Leipzig oder von Halle via Halberstadt nach Goslar. Insgesamt wurden 1,7 Millionen Minuten Verspätung registriert. Mehr als im Streikjahr 2015. Streng genommen wären allein dafür gut 12 Millionen Euro Bußgelder fällig gewesen – eine Rekordsumme.

Da sich aber Baustelle an Baustelle reiht, hat das Land die Summe gnädigerweise halbiert. Denn viele Strecken und Bahnhofe werden für die neue ICE-Linie Berlin–Halle–München sowie ihre Zubringer fit gemacht. Bahn-Knoten wie Magdeburg, Halle und Dessau werden völlig umgekrempelt. „Eigentlich interessiert uns nicht, wer an Verspätungen schuld ist“, sagt Wolfgang Ball, Sprecher der landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft Nasa. „Aber wegen der Sondersituation haben wir dieses Mal eine Ausnahme gemacht.“ Zudem waren mehr als 7000 Fahrten ausgefallen. Zugausfälle, fehlende Schaffner oder nicht gereinigte Waggons wurden allerdings voll bestraft.

Das Land bestellt den regionalen Bahnverkehr hauptsächlich bei DB Regio, Abellio und Hex, die 98 Prozent Marktanteil haben. Dafür blättert das Land jedes Jahr etwa 260 Millionen Euro hin, da die Fahrkartenerlöse im Nahverkehr die Kosten nicht decken. Halten sich die Bahnunternehmen nicht an Fahrpläne und vertraglich fixierte Vorgaben, sind jedes Jahr Bußen fällig. Die Pünktlichkeit wird monatlich gemessen. Über den Zustand der Waggons und die personelle Besetzung liefern die Unternehmen Berichte; allerdings macht die Nasa Stichproben und geht auch Beschwerden von Reisenden nach.

Mit einer Gesamtstrafe von 14,8 Millionen Euro müssen die Bahnunternehmen viel Geld hinblättern: Nur im Streikjahr 2015 waren es mit 24 Millionen Euro noch mehr.

Die Bußen nehmen die Unternehmen zähneknirschend hin. „Bei der Vielzahl der Baustellen ist das sehr schmerzhaft. Doch Vertrag ist Vertrag, da hilft alles Wehklagen nicht“, sagt Jörg Bönisch von DB Regio. Auch 2017 bleibt es für die Bahnunternehmen heikel. „Vieles muss fertig werden, damit der ICE gut eingebunden wird und Magdeburg einen schnellen Zubringer bekommt“, sagt Bönisch. Der neue ICE hält in Halle und Leipzig; Reisende aus Magdeburg und dem Landesnorden benötigen passende Anschlusszüge. Zwar soll die neue ICE-Strecke ab Dezember komplett befahrbar sein, doch auch danach geht das große Bauen noch weiter. Wegen statischer Probleme dauert etwa der Bahnhofsumbau in Halle ein Jahr länger als geplant. Auch der Knoten Magdeburg wird nicht vor 2019 fertig.

Seit 2011 sind gut 70 Millionen Euro Strafen in die Nahverkehrs-Kasse des Landes geflossen. Die Gelder nutzt die Nasa für Investitionen oder etwa für Sonderzüge beim Sachsen-Anhalt-Tag.