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Was im Juni geplant ist Lichtblicke am Kultur-Himmel in Sachsen-Anhalt

Der Juni ist eigentlich ein Monat, in dem sich Kulturfreunde am liebsten klonen würden, um möglichst viele Angebote genießen zu können. Doch die Absagen gehen weiter: Kein Operettensommer in Schönebeck, kein Figurentheaterfestival in Magdeburg. Aber es gibt Lichtblicke am Kultur-Himmel.

Von Grit Warnat Aktualisiert: 6.5.2021, 06:19
"Ein Spätsommernachtstraum" war im vergangenen Juni die erste Premiere am Puppentheater Magdeburg unter Pandemie-Bedingungen. Das Haus setzt das Stück für Juni und Juli erneut auf den dann hoffentlich geltenden Live-Spielplan.
"Ein Spätsommernachtstraum" war im vergangenen Juni die erste Premiere am Puppentheater Magdeburg unter Pandemie-Bedingungen. Das Haus setzt das Stück für Juni und Juli erneut auf den dann hoffentlich geltenden Live-Spielplan. Foto: Viktoria Kühne

Magdeburg/Schönebeck

Als das Theater Magdeburg im Februar sein traditionell im Juni startendes Domplatz-Open-Air absagte, waren andere noch voller Optimismus. Wie die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie. Das Orchester hatte sogar verschiedene Szenarien für den Schönebecker Operettensommer geplant, Regisseurin Katharina Kutil die Operette „Die lustige Witwe“ coronatauglich umgeschrieben. Trotzdem zog jetzt die Gesellschafterversammlung die Reißleine. Die Bundes-Notbremse lässt keinen Spielraum. Kein Operettensommer im Juni und Juli auf der idyllischen Freilichtbühne des Bierer Berges bei Schönebeck. Im Februar waren schon 10?000 Karten reserviert.

„Wir haben alles Mögliche versucht, aber die Planungsunsicherheit ist zu groß gewesen“, sagt Orchester-Geschäftsführerin Anita Bader geknickt. Nach der Absage im vergangenen Jahr und der Verschiebung auf 2021 folgt nun die erneute Verschiebung auf 2022.

Nach wie vor, so kritisiert sie, gebe es keine Aussage, wie in den kommenden Wochen mit Open-Air-Veranstaltungen umgegangen werde. Die Inzidenz im Salzlandkreis lag gestern weit über der 100. Öffnungen sind da im Moment nicht möglich. Die Kritik an der Nichtdifferenzierung zwischen drinnen und draußen kommt von vielen Seiten. Der Deutsche Kulturrat hatte mit der Verabschiedung der Bundes-Notbremse mehr Spielraum für Veranstaltungen im Freien erhofft. Dessen Geschäftsführer Olaf Zimmermann sagt: „Dass bei einer Inzidenz von mehr als 100 grundsätzlich keine Open-Air-Kulturveranstaltungen, selbst unter strengsten Hygienevorgaben, durchgeführt werden dürfen, ist nicht nachvollziehbar.“

Auch der Deutsche Bühnenverein fordert kulturelle Angebote unter freiem Himmel und verweist auf das deutlich geringere Ansteckungsrisiko gegenüber Innenräumen.

Auch wenn am Schwellenwert 100 bundespolitisch festgehalten wird, hoffen Kunst- und Theatermenschen auf Outdoor-Erleichterungen. In Magdeburg sind die Inzidenzwerte unter die 100 gerutscht. Das Puppentheater Magdeburg kann mit Blick auf sein im Juni geplantes Internationales Figurentheaterfestival aber nicht kurzfristig auf diese Zahlen reagieren. Das Festival ist abgesagt.

Frank Bernhardt, der künstlerische Leiter des Hauses, jedoch will all das Investierte nicht zum zweiten Mal über den Haufen werfen. Er plant nun ein Festival in Etappen. Drei Minifeste sozusagen im November 2021 sowie im März und Juni des nächsten Jahres. Künstler müssen wieder kontaktiert, Sponsoren und Förderer angefragt werden. Bereits im vergangenen Jahr fiel das Festival aus und wurde in dieses Jahr geschoben.

Trotz der Ungewissheiten und sehr verschiedener Inzidenzen in den kreisfreien Städten und den Landkreisen wird weiter geplant und so manches mit Zuversicht in den Sommer geschoben. Das Schönebecker Orchester setzt nach seiner Operettensommer-Absage nun auf „Klänge im Raum“, eine Konzertreihe in 15 vor allem kleinen Orten. Musik in Gärten soll es geben, alles Open Air. Der 14. Mai ist nicht haltbar, aber ab 1. Juli will das Orchester spielen. Premierenort ist auf dem Gelände am Prinzeßchen in Barby (Salzlandkreis).

Altmark-Festspiele starten im Jagdschloss

Auch die Altmark-Festspiele haben schon wieder umgeplant, neue Termine für die ausgefallenen Mai-Konzerte gesetzt. Starten sollen sie nun am 19. Juni im Jagdschloss Letzlingen. Der Blick auf die dortigen Inzidenzen darf zuversichtlich stimmen.

Das Rossini-Quartett, das seit fast zwei Jahrzehnten mit seinen musikalisch-literarischen Programmen Kirchen an der Straße der Romanik bespielt, wird ab 27. Juni laden. Dann startet die Tournee in der Kirche von Grabow. Ein Konzert ist in den Herbst verschoben worden.

Die Hengstmänner proben derweil für ihr Sommerspektakel im Industriemuseum Magdeburg. Das Magdeburger Familienkabarett will am 10. Juni mit den „Magdeburger Stadtmusikanten“ Premiere feiern.

Überall hoffen Kulturschaffende auf niedrige Inzidenzen, vor allem auch auf Outdoor-Erleichterungen. Das Puppentheater Magdeburg hat sein Hofspektakel angesetzt. Im Juni und Juli wollen die Puppenspieler den „Spätsommernachtstraum“ im lauschigen Innenhof zeigen. Es ist das Stück vom vergangenen Sommer. Es vereint mehrere Shakespeare-Dramen.

Vor allem aber geht es darin auch um die Frage nach der Relevanz von Kunst und Künstlern. Nach dem ersten Lockdown hat niemand geahnt, dass diese Frage heute aktueller denn je ist.