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Leckere Lebensmittel 15 Sterne leuchten am kulinarischen Himmel

Seit heute leuchten neue Sterne am kulinarischen Himmel. Zu den Ausgezeichneten gehört die Burger Bäckerei Delorme. Besonders berühmt: Ihr Bienenstich.

Von Bernd Kaufholz Aktualisiert: 26.5.2021, 08:28
Bäckermeister Pascal Delorme (M.), seine Mutter Michaela Delorme (l.) und seine Partnerin Stephanie Krüger präsentieren in der Burger Bäckerei ein Brot-/Brötchensortiment und den mit einem kulinarischen Stern ausgezeichneten gefüllten Butterbienenstich.
Bäckermeister Pascal Delorme (M.), seine Mutter Michaela Delorme (l.) und seine Partnerin Stephanie Krüger präsentieren in der Burger Bäckerei ein Brot-/Brötchensortiment und den mit einem kulinarischen Stern ausgezeichneten gefüllten Butterbienenstich. Foto: Bernd Kaufholz

Burg - Im Verkaufsraum der Burger Bäckerei und Konditorei Delorme hängen gerahmte historische Fotos, darunter auch ein Inserat aus dem „Burger Tageblatt“ vom 18. November 1898. Darin teilt Gustav Delorme, der Ururgroßvater des heutigen Bäckerei-Chefs Pascal Delorme mit, dass er den Handwerksbetrieb in der Burger Brüderstraße 16 übernommen hat, „zudem ich für gute Waare stets Sorge tragen werde, bitte ich um geneigten Zuspruch“.

Heute Nachmittag wird ein weiteres Dokument der 133-jährigen Bäckertradition hinzukommen: Ein kulinarischer Stern, verliehen durch die Agrar-Marketing-Gesellschaft Sachsen-Anhalts in der Kategorie „Backwaren“, überreicht von Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne).

Gefüllter Butterbienenstich

Das Familienunternehmen wurde für seinen gefüllten Butterbienenstich, hergestellt aus Mehl aus der Magdeburger Börde sowie Milch und Honig aus dem Jerichower Land, in den kulinarischen Sternenhimmel katapultiert.

„Das Regionale wird bei uns ganz groß geschrieben“, sagt dann auch Bäckermeister Delorme, und er berichtet, wie es dazu gekommen ist, dass die Bäckerei am Wettbewerb teilgenommen hat. „Den ersten Anlauf haben wir vor fünf Jahren genommen – im Luther-Jahr mit ,Lutherplätzen’ und ,Lutherbrot’. Doch damals haben wir keinen Stern bekommen. Allerdings haben die Lutherplätzchen als ,Dinkeltaler’ bis heute überlebt und werden gern gekauft.“

In diesem Jahr unternahm Delorme den zweiten Anlauf und konnte vor der vierköpfigen Jury bestehen. Erneut seien die Experten von der Güte der Produkte überrascht. Das kommt auch in den Sterne-Begründungen des Gremiums zum Ausdruck. „Tolle Konsistenz“, „handwerklich top“, „unerwartet lecker“, heißt es da unter anderem. Und die Jurorin, Sensorikerin Kathrin Mittag meint: „Jedes Mal freue ich mich aufs Neue auf die Verkostung der unterschiedlichsten Produkte.“

Pascal Delorme setzt auch bei Brot auf regionale Zutaten. So kommt das Roggenmehl aus Burg-Gütter, wo es noch eine der letzten Privatmühlen gibt. Das Weizenmehl aus der Magdeburger Börde und die Milch von der Hofmolkerei Jerichow-Klietznick. „Spezialbrot liegt im Trend“, so der Chef von neun Mitarbeitern, darunter zwei Lehrlinge.

Verdientes Rampenlicht

Zum prämierten Bienenstich sagt der 32-Jährige: „Es sollte etwas Klassisches sein, gebacken nach alter Handwerkstradition, keine ,Bombe’ mit Schnickschnack.“

Der Renner bei Kuchen sei auch die Himbeerschnitte mit weißer Schokolade – wenig gezuckert. „Der besondere Gaumen-Effekt ist das Süßsaure.“ Sein Betrieb arbeite zudem ausschließlich mit Kuvertüre, echter Schokoladenüberzugsmasse, nicht mit der vielerorts verwendeten Hartfettglasur. „Kuvertüre hat einen viel feineren Schokogeschmack.“ Auch bei den Plunderstücken setzt Delorme auf Originalität. „Wir verwenden Marzipan und nicht den Ersatz, Persipan aus Aprikosenkernen.“

Schirmherr der Sterne-Vergabe ist Ministerpräsident Reiner Haseloff, der in dem Wettbewerb ein „wichtiges Marketinginstrument“ sieht. Er sagt: „Für Unternehmen, erst recht für Kleinstunternehmen, ist es unglaublich schwer, die Aufmerksamkeit der Verbraucher zu wecken. Der Gewinn eines kulinarischen Sterns ist eine sehr gute Möglichkeit, sein Produkt in das verdiente Rampenlicht zu setzen.“

Die Palette der Gewinner ist bunt. Der Exot unter den Sternen dürfte bei der fünften Auflage des Agrar-Marketing-Wettbewerbs der Gewinner in der Kategorie „Molkereiprodukte“ sein – die „Würchwitzer Himmelsscheibe“, ein großer und milder Hartkäse. Millionen von Käsemilben wandeln den Kuh- und Ziegenmilch-Magerquark innerhalb von drei Monaten in dieses außergewöhnliche Produkt. Mehr als 500 Jahre ist die Region im Burgenlandkreis Zentrum dieser Spezialität. Zu DDR-Zeiten kam jedoch fast das Aus. Bis ihr nach 1990 vom pensionierten Chemie- und Biologielehrer Helmut Pöschel wieder Leben eingehaucht wurde. Er übernahm von seiner Mutter den letzten Stamm der Käsemilben und setzte das Handwerk seiner Urgroßmutter fort.

Die Gewinner der kulinarischen Sterne 2021

Alkoholfreie Getränke: Traubensaftschorle Pinotiser, Winzervereinigung Freyburg-Unstrut eG, Freyburg

Backwaren: Gefüllter Butterbienenstichkuchen, Bäckerei Delorme, Burg.

Brände: THEOS Korn barrique, Fallstein Destillerie/Demmel & Cie. GmbH, Osterwieck- Rohrsheim.

Brot: Dinkelvollkornbrot, Bäckerei & Konditorei Ebenrecht, Petersberg-Teicha,

Brotaufstrich: Fruchtaufstrich Schattenmorelle, Stendaler Scheunenladen/Stallbaum GbR, Stendal.

Feinkost und Konserven: Wildragout mit Sauerkirschen, ALEXMENÜ GmbH & Co. KG, Magdeburg.

Fleisch- und Wurstwaren: Ferchländer Lachsschinken, Landfleischerei Ferchland.

Gewürze und Öle: MaMa's Unstruttaler Rapsglück, MaMa's Straußenfarm GbR, Balgstädt, kaltgepresstes Rapsöl von glänzender Farbe und nussigem Aroma.

Honig: Sommerblüten-Honig mit Holunder, Erlebnis- und Wanderimkerei Enrico Kretschmar, Osterwieck OT Hessen

Kaffee: Arabica Kaffee Uganda Bugisu „Mount Elgon“, Kaffee Rösterei Seposita, Magdeburg

Liköre: Aprikosenlikör, Feindestillerie Gerhard Büchner GmbH, Teutschenthal.

Molkereiprodukte: Würchwitzer Himmelsscheibe, Milbenkäse Manufaktur/Schmelzer & Pöschel GbR, Zeitz-Würchwitz.

Süßwaren und Snacks: Original Zerbster Apfelchips, Hallgloria Manufaktur/Stefan Wallwitz, Zerbst.

Wein und Sekt: 2018er Weißer Burgunder Eiswein, Weingut Herzer, Naumburg, Rarität.

Sonderkategorie: Entenknackwurst im Glas, Fläminger Entenspezialitäten GmbH & Co. KG, Zerbst OT Reuden-Süd, 100 Prozent Entenfleisch aus Deutschland.