Generationswechsel an der Spitze von Magdeburger Unternehmensgruppe / Anlagenbau aufgegeben ÖHMI will behutsam aus eigener Kraft wachsen
Bei der ÖHMI AG Magdeburg erfolgt zum Jahresbeginn 2013 ein Generationswechsel: Unternehmensgründer Peter Transfeld übergibt den Vorstand an seinen Sohn Carsten. Der 34-jährige promovierte Wirtschaftsjurist wird die Strategie einer breiten und flexiblen Aufstellung am Markt fortsetzen.
Magdeburg l Der scheidende Vorstand, der in wenigen Wochen 66 Jahre alt wird und dem Unternehmen als Berater verbunden bleibt, ist "sehr froh über diesen Weg der Unternehmensnachfolge und sicher, dass ÖHMI damit eine gute Zukunft haben wird." Peter Transfeld dankt seinem Sohn, "dass er sich dieser hohen Verantwortung stellt".
Der Stabwechsel wurde langfristig vorbereitet, ein Verkauf an vorhandene Interessenten nie ernsthaft in Betracht gezogen. Im Gegenteil. Die Familie, die bisher 49 Prozent an der Aktiengesellschaft hält, will durch Erwerb weiterer Anteile von bisherigen Gesellschaftern "zu einer eindeutigen Mehrheit kommen". Carsten Transfeld betont: "Damit wir die Firma fortführen und weiter ausbauen können."
Die ÖHMI AG, die sein Vater vor 20 Jahren mit weiteren Managern als Ausgründung kaufte und neu ausrichtete, ist heute eine breit aufgestellte mittelständische Unternehmensgruppe mit fünf Töchtern sowie einer Beteiligung, die Mitarbeiterzahl wuchs von 32 auf 120. "Unser Erfolg beruht darauf, dass wir uns nie auf dem Vorhandenen eingerichtet, sondern immer nach aussichtsreichen neuen Geschäftsfeldern umgeschaut haben", sagt Peter Transfeld.
Sein Nachfolger will die Strategie behutsamen Wachstums auf unterschiedlichen Standbeinen fortsetzen: "Wenn sich Chancen bieten, werden wir sie nutzen. Und wir werden auf neue regionale Märkte gehen."
Die jetzt erreichte Unternehmensgröße erfordere aber auch "eine höhere Stufe Professionalität" vom Markenauftritt bis zur gezielten Kundenansprache. Dabei soll ÖHMI "wieder stärker als Marke auftreten", Carsten Transfeld will "das Gruppenverständnis fördern". Das bedeutet auch, die Rolle der Holding zu stärken.
Die Bilanz 2012 der ÖHMI-Gruppe bewegt sich in Höhe des Vorjahresergebnisses von knapp sechs Millionen Euro erwirtschafteter Eigenleistung. Das Wachstum der vergangenen Jahre wurde durch ein erfolgloses Geschäft im Anlagenbau gestoppt. Nach dem Umsatzeinbruch in der Wirtschaftskrise 2008 sei es nicht gelungen "das Ruder herumzureißen", bedauert Peter Transfeld. Nach vier Jahren "roter Zahlen" musste das Geschäftsfeld deshalb im Oktober aufgegeben werden: "Wir wollen uns aber nicht völlig vom Engineering verabschieden", betonen alter und neuer Vorstand.
Marktanteil bei Umweltanalysen gesteigert
Dagegen haben einige Töchter überdurchschnittlich zugelegt: Elf Prozent sind es bei der ÖHMI Analytik. Neben neuen Großkunden im Kerngeschäft Lebensmittelanalysen brachten im Jahr 2012 vor allem Trinkwasseruntersuchungen auf Legionellen sowie ein vergrößerter Marktanteil bei Abwasseranalysen den nächsten Wachstumsschub. Das Laborunternehmen konnte die Mitarbeiterzahl um vier auf 38 erhöhen und hat weitere 470 Quadratmeter Fläche für Labore und Büros angemietet und saniert.
Mit rund 40 Prozent Umsatzwachstum hat sich die ÖHMI Service am dynamischsten entwickelt. Das Unternehmen mit inzwischen zehn festangestellten und 24 Teilzeit-Mitarbeitern bietet Leistungen rund um die Immobilie - Objekt-, Garten- und Landschaftspflege und Winterdienst - in einem Markt, der jährlich um vier bis fünf Prozent wächst.
Die Tochter ÖHMI EuroCert hat sich nach steilem Wachstum auf hohem Niveau stabilisiert und inzwischen 1117 Zertifikate in verschiedensten Branchen erteilt. Auf dem bulgarischen Markt ist ÖHMI Bulgaria vorwiegend in der Zertifizierungsberatung tätig.
Weitere Investitionen in Standortentwicklung
Das Bild rundet die abermals positive Entwicklung der privaten außeruniversitären Forschungseinrichtung PPM Pilot Pflanzenöltechnologie e.V. ab, bei der mehrere ÖHMI-Gesellschaften Mitglied sind. Diese Verbindung soll noch enger geknüpft werden. Der ÖHMI-Vorstand regt an, die durch PPM betriebene Technologieforschung und Verfahrensentwicklung um das Engineering von Anlagen zu ergänzen.
Im neuen Jahr will die Holding auch Geld in die Hand nehmen, um den Unternehmensstandort weiter auszubauen. Die ÖHMI Service soll einen eigenen Betriebshof und PPM ein neues Technikum erhalten. Damit werden unter erneutem Verzicht auf Auszahlung einer Dividende die erwirtschafteten Mittel vollständig für Investitionen genutzt.