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  7. Pyrotechniker Maximilian Lorenz aus Köthen gegen Feuerwerksverbot - „Das gehört einfach dazu“

Der große Knall bleibt aus Pyrotechniker hadert mit dem Feuerwerksverbot - „Das gehört einfach dazu“

Der Verkauf von Feuerwerk ist auch in diesem Jahr verboten. Ist das gerechtfertigt? Pyrotechniker Leon-Maximilian Lorenz aus Köthen hält dagegen.

Von Jessica Vogts Aktualisiert: 31.12.2021, 13:37
Raketen werden Silvester 2021 deutlich weniger fliegen.
Raketen werden Silvester 2021 deutlich weniger fliegen. Foto: Roland Weihrauch/dpa/dpa-tmn

Köthen/MZ - Heute um 0 Uhr ist es soweit. Ein neues Jahr wird eingeläutet. Und das passiert normalerweise mit einem ordentlichen Knall. Raketen werden in den Himmel geschossen, Fontänen steigen empor. Der Himmel erstrahlt in allen Farben. Feuerwerk ist an Silvester eigentlich kaum wegzudenken.

Doch wegen der Corona-Pandemie verbietet die Landesregierung zum zweiten Mal in Folge den Verkauf von Silvesterfeuerwerk. Man wolle damit vor allem die Krankenhäuser entlasten. In der Vergangenheit seien in der Silvesternacht Verletzungen durch Feuerwerkskörper vorgekommen. Das wolle man verhindern. Nach einer Hochrechnung der Krankenkasse Barmer ist die Zahl der Krankenhausaufnahmen nach Silvesterunfällen in der Pandemie um rund 40 Prozent zurückgegangen.

„Es passieren Unfälle, aber hauptsächlich durch Unwissenheit“

Gerechtfertigt ist dieses Verbot, wenn es nach Leon-Maximilian Lorenz geht, nicht. „Es ist unfair. Klar passieren Unfälle, aber hauptsächlich durch Unwissenheit“, erklärt er. Der 24-Jährige aus Köthen ist Veranstaltungs- und Pyrotechniker. Außerdem ist er Mitglied im „Deutschen Sprengverband“ und dem „Bundesverband Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk“. Er kennt sich also bestens aus. Der Bundesverband hat gegen das Verbot sogar eine Klage eingereicht - doch die wurde abgewiesen.

Leon-Maximilian Lorenz aus Köthen ist  professioneller  Pyrotechniker.
Leon-Maximilian Lorenz aus Köthen ist professioneller Pyrotechniker.
Foto: Lorenz

Silvester ohne Feuerwerk? Für ihn einfach undenkbar. „Man beendet das Jahr mit einem Knall, die letzten Geister werden hinfortgejagt. Das gehört einfach dazu“, erklärt der Pyrotechniker. Und er weiß, dass es vielen einfach extrem große Freude bereite, eine Rakete anzuzünden. „Da sieht man richtig das Funkeln in Augen, wenn Erwachsene wieder zu Kindern werden“, so Lorenz weiter.

Für ihn selbst ist das alles weniger ein Problem. „Als Pyrotechniker darf man immer schießen“, so habe er auch das ganze Jahr über Zugriff auf Großhändler, wo er spezielle Pyrotechnik kaufen kann. Dafür habe er aber auch eine spezielle Ausbildung absolviert. Aber um die Leute tut es ihm leid. „Es ist schon ein sehr komisches Gefühl. Feuerwerk hat ja eine Jahrhunderttradition und nun ist es das zweite Jahr, wo der Verkauf verboten wird“, erklärt der Fachmann.

Viele kaufen ihr Feuerwerk in Polen und Tschechien

Das Verkaufsverbot wird die Leute aber nicht an der Böllerei hindern - da ist sich Lorenz ziemlich sicher. „Ordentlich knallen wird es trotzdem“, sagt er. Der Grund: „Es gibt leider zu viele Lücken im Sprengstoffgesetz“, sagt er. Und: Das Verkaufsverbot gilt nur in Deutschland. „Viele fahren dann einfach nach Polen oder Tschechien und holen dort ihr Zeug“, weiß Lorenz. Und eben das sei extrem gefährlich. „Die Jugend freut sich darüber, weil die Böller aus Polen mehr Wumms haben, aber die sind auch unberechenbar“, erklärt er. So passieren dann auch meist Unfälle.

Ein ordentliches Feuerwerk sollte man immer dem Profi überlassen. „Nicht umsonst absolvieren wir eine spezielle Ausbildung und legen eine Prüfung ab. Das ist ja kein Spaß“, betont Lorenz. Der Verkauf ist verboten, was man allerdings im Handel noch kaufen kann, ist so genanntes Ganzjahresfeuerwerk. „Das reicht von der klassischen Wunderkerze, bis zum Tischfeuerwerk und Knallerbsen“, weiß Lorenz. Die Verletzungsgefahr sei dabei äußerst gering, viel beachten müsse man bei der Handhabung zudem auch nicht.

Und wie feiert ein Pyrotechniker selbst Silvester? „Ich schieße für meine Großeltern ein kleines Feuerwerk“, berichtet Lorenz. Ansonsten sei der Silvesterabend für ihn sonst eher ziemlich ruhig. „Für uns Pyrotechniker ist das ein ganz normaler Tag“, berichtet er. Große Knalleffekte erlebe er in seinem Beruf das ganze Jahr über, da braucht er kein Silvester dazu. Das kleine Feuerwerk diene lediglich der Freude der Großeltern. „Ansonsten sitze ich mit meiner Familie zusammen“, so Lorenz über seine Pläne.