Bundesvergleich offenbart Defizite Trotz 45 Jahren Arbeit: Renten in Sachsen-Anhalt reichen oft kaum zum Leben
In Sachsen-Anhalt müssen viele Rentner, die 45 Versicherungsjahre vorweisen können, mit relativ wenig Geld auskommen. Die durchschnittliche Rente im Land liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Magdeburg/Halle (Saale). – 45 Jahre gearbeitet – und trotzdem reicht es im Ruhestand bei vielen Rentnern kaum zum Leben. In Sachsen-Anhalt sind die gesetzlichen Renten nach einem vollen Erwerbsleben besonders niedrig. Im Bundesvergleich steht das Land fast am Ende der Skala. Nur in Thüringen ist das Rentenniveau noch geringer.
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Laut einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage des Linken-Politikers Dietmar Bartsch lag die durchschnittliche Rente nach mindestens 45 Versicherungsjahren in Sachsen-Anhalt Ende 2023 bei nur 1.507 Euro im Monat. Zum Vergleich: In westdeutschen Bundesländern liegt die Rente bei durchschnittlich 1.729 Euro.
- Der Rentenzahlbetrag ist der Betrag, der einem Rentner tatsächlich überwiesen wird – also nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben.
- Im Unterschied dazu meint der Begriff Rente den Bruttobetrag – also den gesamten Anspruch vor allen Abzügen.
Was ist der Unterschied zwischen Rente und Rentenzahlbetrag?
Frauenrenten in Sachsen-Anhalt über Bundesdurchschnitt
Frauen in Sachsen-Anhalt erhalten laut Gesamtverband der Versicherer (GDV) im Schnitt 1.196 Euro ausgezahlte Rente im Monat. Das sind rund 28 Prozent mehr als der bundesdeutsche Durchschnitt bei Frauen. Männer kommen im Land auf durchschnittlich 1.410 Euro und damit auf etwa 18 Prozent mehr als Frauen.
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Spitzenreiter bei den Frauen ist Halle. Dort beträgt der durchschnittliche Rentenzahlbetrag 1.268 Euro, rund 35 Prozent über dem Bundesschnitt. Am wenigsten gezahlte Rente erhalten Frauen im Kreis Mansfeld-Südharz mit 1.136 Euro. Männer bekommen dort im Schnitt 1.448 Euro.
Wie der GDV mitteilt, ist die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen in Ostdeutschland deutlich kleiner als im Westen. Grund dafür seien die traditionell höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen in der DDR sowie insgesamt niedrigere Einkommen der Männer.
Alarm bei der Rente: Über ein Drittel liegt unter 1.300 Euro im Monat
Alarmierend ist die Statistik zu Niedrigrenten. Mehr als 35 Prozent der langjährig Versicherten beziehen nach Information der Zeit in Sachsen-Anhalt weniger als 1.300 Euro ausgezahlte Rente monatlich. Bundesweit seien es nur 25 Prozent. Insgesamt betreffe das rund 99.600 Personen im Land.
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Dietmar Bartsch sieht dringenden Handlungsbedarf: "Eine durchschnittliche Rente von 1.668 Euro nach 45 Jahren – im Osten nochmals 140 Euro weniger – zeigt, wie unzureichend die gesetzliche Rente das finanzielle Auskommen im Alter sichert", so der Linken-Politiker.
Bartsch fordert deswegen einen grundlegenden Umbau des Rentensystems: Auch Selbstständige, Beamte und Politiker sollen in das System einzahlen. Zudem sieht er eine Mindestrente ohne Sanktionen als essenziellen Schritt gegen Altersarmut.