1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. DRK-Suchdienst hilft Geflüchteten

Rotes Kreuz DRK-Suchdienst hilft Geflüchteten

Die Suche nach vermissten Angehörigen gehört zu den Kernaufgaben des Deutschen Roten Kreuzes. Auch in der aktuellen Flüchtlingskrise.

13.11.2016, 16:00

Magdeburg (dpa) l Geflüchtete setzen bei ihrer Suche nach Angehörigen immer öfter auf die Hilfe des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Mit der Verschärfung der Flüchtlingskrise habe sich der Fokus des Hilfsdienstes in Richtung Flüchtlinge und Migranten verschoben, sagte die Suchdienst-Leiterin des DRK-Landesverbands Sachsen-Anhalt, Silke Piel, der Deutschen Presse-Agentur. 

Ihren Angaben zufolge sind allein die Anfragen für eine internationale Suche stark gestiegen – von 45 im Jahr 2015 auf bereits 95 Ende September. Bei der Suche greife der DRK-Suchdienst mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern auf ein weltweites Netzwerk zurück und kooperiere mit anderen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften.

Die Kommunikation mit den Suchenden, die oft aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan stammen, sei nicht nur schwierig, sie sei meist auch emotional. "Die Schicksale gehen einem sehr nahe", sagte Piel, die den Suchdienst im Land seit dessen Aufbau im Jahr 1992 mitgestaltet. "Besonders, wenn man es mit getrennten Familien und unbegleiteten, jungen Flüchtlingen zu tun hat." Einige strebten nicht unbedingt eine Familienzusammenführung an, so Piel. Sie wollten auch einfach nur wissen, ob ihre Angehörigen im Heimatland überhaupt noch leben.

Laut Piel sei es oft schwer, einen Anfang zu finden. "Flüchtlinge haben auf ihrem Weg viele Länder passiert, da steht erst einmal die Frage im Raum: Wo sollen wir anfangen zu suchen?" Die Verständigung sei meist schwierig, hinzu komme eine oft recht dünne Faktenlage. "Für eine Suche brauche ich natürlich genaue Daten, am besten eine genaue Fallkonstellation", sagte Piel. Aus kulturellen Gründen wüssten viele aber nicht einmal, wie alt ihre Eltern sind oder deren Geburtsort. "Manchmal scheitert es auch schon an der Schreibweise des Namens oder an der unbekannten Wohnadresse."

Dann würden auch schon mal Handzeichnungen des syrischen Bergdorfs angefertigt, um den Helfern vor Ort Anhaltspunkte zu geben. Die ständig neuen Anforderungen und gesetzlichen Bestimmungen der Behörden seien weitere Hürden, die der Suchdienst überwinden müsse. "Man ist viel mit Lesen beschäftigt."

Piels längster Suchauftrag hat acht Jahre gedauert. Es sei um die Zusammenführung von Stiefgeschwistern gegangen – mit erfolgreichem Ende. Denn der DRK-Suchdienst nimmt neben der internationalen Suche auch andere Aufgaben wahr. "Viele Anfragen drehen sich auch nach 70 Jahren um den Verbleib von Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg", sagte Piel. "Das ist die Generation Enkel, die Bescheid wissen will." Auch Spätaussiedler werden gesucht oder beim Einreiseverfahren beraten. Adoptionen seien zum Beispiel kein klassisches Suchfeld, da ebne man nur den Weg. Und Piel stellt klar: "Unterhaltspflichtige Väter suchen wir nicht."